NÖ: Kritik am geplanten "Haus der Geschichte"

Um das geplante "Haus der Geschichte" in St. Pölten, ein Prestigeprojekt von ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll, gibt es neue Aufregung. Teile der Opposition sagen: Jetzt, da fix in Wien ein "Haus der Geschichte" entsteht, sollte das Projekt in Niederösterreich überdacht oder überhaupt abgesagt werden.

Mittagsjournal, 2.4.2015

FPÖ: "Luxus, den wir uns nicht leisten können"

Zwei Häuser der Geschichte - nur sechzig Kilometer oder fünfzig Autominuten voneinander entfernt. Das ist Unsinn, sagt der niederösterreichische FPÖ-Chef Walter Rosenkranz. Er sieht in den geplanten Museen einen parteipolitischen Wettkampf: "Die SPÖ möchte eines in Wien machen, die ÖVP in Niederösterreich in St. Pölten - wahrscheinlich geht es nur darum, ob man in einem Museum Viktor Adler und im anderen Julius Raab mehr verehren wird. Das halte ich für eher sinnlos."

Der Appell von Rosenkranz daher: Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) soll sein Vorhaben wieder fallen lassen. Auch aus finanziellen Gründen. "Das ist Luxus und wahrscheinlich können wir uns diesen Luxus derzeit nicht leisten."

Drei Millionen Euro soll das "Haus der Geschichte" zum Start kosten. Gleichzeitig sollen Kunstausstellungen vom Landesmuseum in St. Pölten nach Krems verlegt werden - um weitere 35 Millionen Euro.

Grüne: "verschlanken"/ Team Stronach: "Kein Museum"

Viel zu teuer nennt das auch Grünen-Landeschefin Madeleine Petrovic. Die Grünen haben zwar im Vorjahr mit ÖVP und SPÖ für die Museums-Pläne gestimmt. Aber, so Petrovic: "Ich glaube, das kann man sehr viel schlanker machen."

Ein Teil der Kunstschauen solle also in St. Pölten bleiben. Darüber wollen die Grünen jetzt mit Pröll verhandeln. Sicherstellen wollen sie auch, dass das "Haus der Geschichte" in St. Pölten und jenes in Wien nicht die gleichen Inhalte bieten. Madeleine Petrovic: "Das ist sicher notwendig, dass im Amt der Landesregierung und zwischen Wien und Niederösterreich eine übergreifende Planung stattfindet."

Beim Team Stronach in Niederösterreich heißt es, das St. Pöltener Museum habe sich überhaupt erübrigt. Parteisprecher Walter Rettenmoser erinnert Erwin Pröll an frühere Aussagen: "Der Herr Landeshauptmann hat gesagt, man baut das in Niederösterreich, weil in Wien nichts weitergeht. Jetzt gibt es den Beschluss auf Bundesebene und damit ist eigentlich die Aussage des Herrn Landeshauptmann so zu sehen, dass man das Haus der Geschichte in Niederösterreich nicht mehr bauen bräuchte."

ÖVP: "Sonderrolle Niederösterreichs"

2018 soll das "Haus der Geschichte" des Bundes in Wien eröffnen, das hat SPÖ-Kulturminister Josef Ostermayer im Jänner bekanntgegeben. Das Land Niederösterreich bleibt dabei: 2017 soll es in St. Pölten soweit sein. Kultur-Abteilungsleiter Hermann Dikowitsch argumentiert vor allem inhaltlich: "Die Bundesländer waren maßgeblich an der Gründung der ersten als auch der zweiten Republik in Österreich beteiligt. Niederösterreich hat hier eine Sonderrolle eingenommen als Kernland Österreichs und auch der Republik."

Parallelen zum Wiener Museum, so Dikowitsch, könne man freilich nicht vermeiden - und wolle das auch gar nicht.