Gewächshaus der Zukunft
Mitten in der Stadt, auf engem Raum und ohne Sonnenlicht: Sieht so der Gemüseanbau der Zukunft aus? Neue Technologien erlauben es, Pflanzen durch maßgeschneidertes Kunstlicht und unterschiedlichste Sensoren besser wachsen zu lassen. Wissenschafter träumen schon von platzsparenden High-Tech-Gewächshäusern, die die ständig wachsende Stadtbevölkerung mit frischem Grünzeug versorgt. Einer davon ist Caleb Harper vom Media Lab am Massachusetts Institute of Technology in den USA. Der Wissenschaftler war auf Einladung der Wirtschaftskammer auf der MIT Europe Conference in Wien zu Gast.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.04.2015
Wachstumskammer für Obst und Gemüse
Vor kurzem noch hat der gelernte Architekt und Ingenieur Calep Harper im winterlichen Boston Salat, Erdbeeren und Tomaten geerntet. Angebaut hat er das Gemüse in einer containergroßen Wachstumskammer in der der nichts dem Zufall überlassen wird. Denn mithilfe eines Computers und einer Reihe an Sensoren versorgt er jede Pflanzen mit genau dem Mix an Nährstoffen, Wasser, CO2 und Wärme die sie gerade braucht. Der größte Clou besteht in der Wahl der richtigen Beleuchtung. Pflanzen können nur ungefähr 10 Prozent des Lichtes für die Photosynthese verwenden. Das sind hauptsächlich die roten und blauen Anteile. Wenn man also mit konventionellem Kunstlicht arbeitet, verbraucht man zu einem Großteil unnötige Energie und erzeugt obendrein warme Luft, die man ebenfalls teuer kühlen muss.
Im Gewächshaus setzt Harper daher auf ausschließlich rote und blaue energiesparende Leuchtdioden. Die LEDs versorgen die Pflanzen gezielt mit für sie nutzbarem Licht und tauchen sie in ein pink-violettes Farbenmeer.
Richtiges Lichtrezept für mehr Wachstum
Mit dem richtigen Lichtrezept wachse das Gemüse nicht nur schneller sondern auch gesünder. Ein höherer Blauanteil kurble etwa den Vitamin A und C Gehalt an. Auch das Immunsystem der Pflanzen könne der MIT Forscher stärken um sie so besser vor Schädlingen oder Krankheiten zu schützen.
Als Ersatz des konventionellen Anbaus sieht Caleb Harper, der aus einer texanischen Farmerfamilie kommt, sein High Tech Anlage keineswegs. Eher als Ergänzung. Man kann die beiden Ansätze sehr gut miteinander kombinieren. Etwa um Setzlinge zu züchten. Brauchbare Jungpflanzen heranzuziehen ist nämlich gar nicht so einfach.
Wissen für Alle
Eine holländische Firma verwendet bereits diese Technologie für ihre Setzlinge und lässt die Pflanzen dann im Gewächshaus und auf dem Feld wachsen. Anders als große Unternehmen, die in den Niederlanden und Japan an ähnlichen Anbaumethoden arbeiten, stellt Caleb Harper sein Wissen im Internet allen zur Verfügung. Derzeit tüftelt er daran den Stromverbrach seines Containers weiter zu senken. Das dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein. Denn noch sparsamere und leistbare LEDs sind schon in Entwicklung.