Berlin: Salgado und die Natur

Mit seinen eindrücklichen Schwarz-Weiß-Fotografien ist der Brasilianer Sebastiao Salgado zu einem der bekanntesten Fotoreporter der Welt geworden. In seiner jüngsten großen Foto-Erzählung konzentriert er sich auf die Schönheit der Natur. Zu sehen ist der Bilder-Zyklus "Genesis" im Foto-Ausstellungshaus C/O Berlin.

Morgenjournal, 21.4.2015

Viele der Bilder von Sebastiao Salgado - etwa über die Dürre in Afrika oder die Arbeitsbedingungen in afrikanischen Goldminen - kennt man inzwischen auch aus dem Oscar-nominierten Salgado-Filmporträt "Das Salz der Erde" von Regisseur Wim Wenders. Jetzt hat er seinen Arbeiten einen anderen Fokus gegeben.

Mehr als ästhetische Schönheit

Für sein "Genesis"-Projekt ist Sebastiao Salgado in die entlegensten Winkel der Welt gereist. Acht Jahre lang. In kleinen Propellerflugzeugen, zu Fuß, mit dem Kanu oder im Heißluftballon. Acht Jahre lang - immer auf der Suche nach unberührter Natur: Er hat die Galapagos-Inseln besucht und dort Seelöwen und Pinguine fotografiert, er war zum Beispiel bei den große Rentierherden am Polarkreis, bei endlosen Sanddünen in der Gluthitze Afrikas und in den letzten unberührten Regenwaldgebieten in seiner Heimat Brasilien. Dort, sagt Sebastiao Salgado, führe die aggressive Lobby der Soja-Produzenten einen unerbittlichen Kampf gegen die Ureinwohner.

"Die Grünen Flecken auf der Brasilien-Karte, das ist der letzte Rest vom Regenwald, das sind die Schutzgebiete der Ureinwohner", sagt Salgado. "Die Soja-Lobbyisten wollen alles abholzen. Sie sagen, schaut her: so viel Platz für die wenigen Indianer. Aber diese letzten unberührten Flächen sind doch ein nationaler Schatz für ganz Brasilien - und die Indianer sind diejenigen, die den Schatz für uns hüten und pflegen."

Man merkt schnell, Sebastiao Salgado hat sich nicht wirklich von seiner sozialdokumentarischen Fotografie verabschiedet. Auch bei seinen Landschafts- und Tierbildern geht es um viel mehr als nur ästhetische Schönheit oder eine perfekte Bildkomposition. In "Genesis" zeigt er uns die Erde als Paradies - unberührt von Zerstörung durch den Menschen. Es sind atemberaubende Bilder mit einer sehr politischen Botschaft.

"Ich habe mich immer mit sozialen Fragen beschäftigt, inzwischen bin ich überzeugt, dass Umweltschutz auch dazugehört. Wir können das nicht mehr trennen. Wegen der Erderwärmung müssen schon jetzt viele Menschen schrecklich leiden."

Zwei Millionen Bäume für Brasilien

In den 1990er Jahren hat Sebastiao Salgado in Ruanda und im Kongo fotografiert. Das schreckliche Leid, das er dort gesehen hat, hat ihn selbst krank gemacht. Er musste aufhören und ist nach Brasilien zurückgekehrt. Auf das Land seiner Familie. Doch statt der üppigen Regenwälder seiner Kindheit hat er dort nur mehr verdorrte Äcker vorgefunden. Das war ein Schock. Seither kümmert sich Sebastiao Salgado mit seiner Frau Léila in einem großen Umweltprojekt um die Wiederaufforstung.

Inzwischen sind zwei Millionen neue Bäume gepflanzt. Die Zerstörung des Paradieses seiner Kindheit war auch der Auslöser für seine Suche nach den unberührten Stellen unseres Planeten. Er habe nicht aufgehört, Menschen zu fotografieren, sagt Sebastiao Salgado, er habe nur die Perspektive gewechselt.
Mit einer anderen Art von Perspektivwechsel kommt er allerdings nur schwer zurecht. Bei der Eröffnung der Ausstellung in Berlin drängen sich Kamerateams und Fotografen um den berühmten Fotoreporter.

"Sehen sie dort beim Eingang - da steht ganz groß mein Name. Dabei macht meine Arbeit nur ein Prozent dessen aus, was notwendig war, um diese Ausstellung auf die Beine zu stellen. In unserer Gesellschaft muss es aber immer einen Star geben, einen Guru. Und wenn sich jetzt die Fotografen, mit denen ich mein Leben lang zusammengearbeitet habe, umdrehen und plötzlich mich fotografieren, dann ist das ein sehr komisches Gefühl."

Ob er will oder nicht - der Name Sebastiao Salgado ist längst zu einer weltweit bekannten Marke geworden. Die Ausstellung in Berlin zeigt 245 Fotografien aus dem Genesis Projekt - eine Dokumentation von Schönheit, die noch nicht verloren ist.

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C/O Berlin - Sebastiao Salgado