Indien-Doku "Road to Heaven"

Seit sechs Jahren beschäftigt sich der österreichische Filmemacher Walter Größbauer mit Indien. Nach "Indian Dreams" und "Next Exit Nirvana" schließt er mit der neuen Dokumentation "Road to Heaven" seine Trilogie über den indischen Subkontinent ab.

Größbauer begleitet darin einen jungen Angehörigen der Sikh Religion auf seiner Pilgerreise, die ihn von der Millionenmetropole Kalkutta über 2.000 Kilometer zum Heiligen Goldenen Tempel der Sikh in Amritsar führt. Dabei durchqueren die beiden nicht nur das Land von Osten nach Westen, sondern werden auch mit den großen gesellschaftlichen Problemen Indiens konfrontiert.

Kulturjournal, 21.4.2015

Der Mann, der da seinen Kleinwagen geschickt durch die Wogen des indischen Verkehrs lenkt, lässt jedes Indien-Klischee alt aussehen. Rajan Singh ist 21 Jahre alt, trägt Baseballkappe und Pilotensonnenbrille, in der Hosentasche steckt sein iPhone und im Koffer sein silberner Laptop. Ein typischer Vertreter der neuen Generation in Indien, dachte Walter Größbauer, Blick Richtung Westen und neueste Technologien, der Zweitwohnsitz im virtuellen Raum des Internet, die Interessen dementsprechend globalisiert. Auf der langen Reise lernte der Filmemacher aber auch noch andere Seiten des jungen Mannes kennen.

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"Frauen - nicht einmal Menschen zweiter Klasse"

Bereits vor zwei Jahren hat Walter Größbauer mit seiner Dokumentation "Indian Dreams" den indischen Subkontinent durchquert. Damals war er von Norden nach Süden und mit der Eisenbahn unterwegs gewesen, beschäftigt haben ihn auch da bereits die Rechte der Frauen im Land. Brutale Vergewaltigungsfälle bestimmten zu jener Zeit die Schlagzeilen, hat sich die Situation in der Zwischenzeit verbessert?

In "Road to Heaven" meint eine Journalistin völlig desillusioniert, dass Frauen in Indien nicht einmal Menschen zweiter Klasse wären, sondern als Besitz der Männer gehandelt würden. Und dann erzählt sie, wie sie während einer Bahnfahrt Opfer eines brutalen Übergriffs wurde.

Die Frau lebt in Gurgaon, einer Reißbrettstadt, die etwa 30 Kilometer südwestlich von Indiens Hauptstadt New Delhi aus dem Boden gestampft wurde. Weil die Stadt von Spekulanten hochgezogen wurde, fehlen Parks und Plätze, das Grundwasser wird in vier Jahren aufgebraucht sein, und Elektrizität gibt es nur sporadisch, erzählt die Journalistin.

Ein Dokumentarfilm mit Bodenhaftung

Weiter geht es nach New Delhi, wo mitten durchs Regierungsviertel eine Straße verläuft, die Indiens korrupten Politikern schon manch schlaflose Nacht beschert hat. Denn auf dieser Demonstration Street kommen Menschen aus ganz Indien zusammen, um ihrem Ärger über die politische Situation Luft zu machen.

Auf seiner Reise ist Walter Größbauer Korruption auf allen Ebenen begegnet, dazu einer Rechtsprechung, die oft nur sehr zögerlich exekutiert wird und einem skrupellosen Unternehmertum. Besucht hat er da etwa eine Ziegelfabrik, in der die Hauptarbeit von Kindern geleistet wird.

2.000 Kilometer lang war Walter Größbauers Reise und im rauen gesellschaftlichen Gegenwind ist dabei ein Indien-Klischee nach dem anderen gepurzelt. "Road to Heaven" ist ein Dokumentarfilm mit Bodenhaftung, weil er sich das Land ausschließlich von seinen Einwohnern erklären lässt, und ein im besten Sinne kurvenreicher Film, weil er sofort die nächste Abzweigung nimmt, wenn am Horizont ein Klischeebild auftaucht.