Baltimore: Notstand ausgerufen

Die Stadt Baltimore ist heute Nacht im Chaos. Schwere Unruhen sind ausgebrochen nach dem Begräbnis eines jungen Schwarzen, der unter ungeklärten Umständen in Polizeigewahrsam gestorben ist. Der Gouverneur des Bundesstaates Maryland hat den Notstand ausgerufen, die Nationalgarde rückt ein. Eine Ausgangssperre wurde verhängt.

Morgenjournal, 28.4.2015

Aus Baltimore,

Brennende Geschäfte - brennende Autos, ein neugebautes Seniorenwohnheim in Flammen, dicke Rauchschwaden ziehen über die Stadt, Plünderer, die von Block zu Block ziehen und mitnehmen was sie können - in Baltimore herrscht seit den Nachmittagsstunden das Chaos. 1500 Polizisten sind im Einsatz, sie kommen aus der Stadt und den umliegenden Bezirken - und können die Ausschreitungen bis spät in die Nacht nicht unter Kontrolle bringen.

Es sind Krawalle wie sie die Baltimore seit den Rassenunruhen von 1968 nicht mehr erlebt hat. in den Abendstunden wird schließlich die Nationalgarde einberufen und der Gouverneur von Maryland Larry Hogan ruft den Notstand aus. „I have declared a state of emergency."

Begonnen hat alles als friedlicher Protest gegen die Polizeigewalt - die in den USA immer wieder Schwarze trifft. Gouverneur Logan: "People have the right to protest and express their frustration. But Baltimore City families deserve peace and safety in their communities. And these acts of violence and destruction of property cannot and will not be tolerated."

Die Menschen haben das Recht zu protestieren und ihrer Empörung Ausdruck zu geben, aber diese Gewalt und Zerstörung können und werden wir nicht tolerieren.

Tatsächlich sind es Gangs, die über soziale Medien Gewalt angekündigt haben, und es sind professionelle Agitatoren, die sich unter die Demonstranten gemischt haben. Die Stimmen der Vernunft werden nicht gehört. ein schwarzer Teenager warnt: Guys we are doing it the wrong way -- Leute, so gehts nicht, was wir hier machen ist falsch ... er ruft zum Ende der Gewalt auf. 15 verletzte Polizisten, mehrere davon sind schwer verletzt -- das ist die bisherige Bilanz.

Vergeblich hat auch die Familie des jüngsten Polizeiopfers zur Ruhe aufgerufen. Am Vormittag ist Freddie Gray zu Grabe getragen worden - gestorben an einer schweren Wirbelsäulenverletzung nachdem er von Polizisten bei der Festnahme brutal zusammengeschlagen wurde.

Für die Stadt Baltimore - eine Stadt mit einer schwarzen Bürgermeisterin und einem schwarzen Polizeichef - sind die Ereignisse dieser Nacht schockierend. Die am Montag erst angelobte neue Justizministerin, Loretta Lynch, ebenfalls Afroamerikanerin, wird in den nächsten Tagen nach Baltimore reisen. Auch Präsident Obama wird den ganzen Tag über die Ereignisse in Baltimore auf dem Laufenden gehalten.

Die Schulen der Stadt bleiben heute Dienstag geschlossen. Die ganze Woche lang gilt in Baltimore eine nächtliche Ausgangssperre.