"La mère coupable" im Theater an der Wien
Das Theater an der Wien hat heuer einen Beaumarchais-Schwerpunkt gesetzt: Nach "Barbiere" und "Le Nozze di Figaro" hat am Freitag "La mère coupable" von Darius Milhaud Premiere. Inszeniert hat Herbert Föttinger, am Pult des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien steht Leo Hussain.
8. April 2017, 21:58
Zu hören sind unter anderem Angelika Kirchschlager (Suzanne), Mireille Delunsch (Rosine, Comtesse Almaviva), Markus Butter (Le Comte Almaviva) und Aris Argiris (Figaro).
Morgenjournal, 6.5.2015
Drei Stücke rund um das Paar Almaviva und deren Diener Susanna und Figaro sind heuer im Theater an der Wien zu sehen. Waren "Barbiere" und "Figaro" schon reich an Verwirrungen, Intrigen und Verwechslungen wird das in der "Schuldigen Frau" noch übertroffen: Wieder sind 20 Jahre vergangen. Graf und Gräfin haben einen Sohn - allerdings nicht miteinander -, was der Graf nicht ahnt, und ein Mündel, das wiederum des Grafen Fleisch und Blut ist - was der Gräfin verborgen geblieben ist. Dass die beiden heiraten wollen löst eine Lawine an Missverständnissen und Ängsten aus.
Wer ist nun mit wem wie eng verwandt? Ging es bei den beiden vorangegangenen Stücken gesellschaftskritisch aber komödiantisch her, hat Beaumarchais mit der "Mère coupable" ein bürgerliches Rührstück um Lebenslügen und gesellschaftliche Zwänge geschrieben. Ein Stück das seiner Zeit weit voraus war, meint Regisseur Herbert Föttinger.
"Eigentlich ist das ein Ibsen. Der Graf und die Gräfin leben in einer großen Lebenslüge. Es ist unglaublich, dass einer um 1790 etwas schreibt, was eigentlich um 1900 angesiedelt ist: mit einer moralischen Revolution, dass am Schluss sich alle aus gesellschaftlichen Zwängen befreien sollten, und nicht abhängig sein von der Rezeption durch die Gesellschaft", betont Föttinger. "Da bist du eigentlich schon in den 68ern des 20. Jahrhunderts."
Beaumarchais ein Visionär der die Zeitenwende voraussagt. Auch Komponist Darius Milhauds Musik ist Musik die eine Wende dokumentiert: "Man merkt bei dieser Musik, dass ein Komponist, den man eigentlich mehr von dem Instrumentalwerken kennt, trotzdem so ein großes dramatisches Gespür hat. Das ist schon ein sehr gutes Werk", so Herbert Föttinger.
Er verlegt die Handlung ins 20. Jahrhundert - so in die Zeit Milhauds. Die Gesellschaft ist aus Spanien fortgegangen und befindet sich in einer Art von Hotel, wo die Gräfin zwischen Heiligenbildern und Betbank ihren Seitensprung mit Folgen bereut (übrigens ist Cherubin der Vater ihres Kindes), und die handelnden Personen von den Geistern ihrer Vergangenheit begleitet werden.
Zu hören sind unter anderem Angelika Kirchschlager (Suzanne), Mireille Delunsch (Rosine, Comtesse Almaviva), Markus Butter (Le Comte Almaviva) und Aris Argiris (Figaro). Und Herbert Föttinger spielt schon mit dem Gedanken das Beaumarchais-Stück in den nächsten Jahren einmal an der Wiener Josefstadt aufzuführen.