Rekord an Flüchtlingen im eigenen Land
Eine negative, betroffen machende Rekordzahl kommt heute vom UNO-Flüchtlings-Hochkommissariat UNHCR: Noch nie hat es so viele Vertriebene im eigenen Land gegeben wie jetzt. Im Jahr 2014 sind 38 Millionen Menschen vor Kriegen oder gewaltsamen Konflikten in der Heimat geflohen - Binnenflüchtlinge nennt man sie in der Fachsprache, weil sie keine Landesgrenze überschritten haben. Ihr Leid ist aber nicht geringer als das jener Menschen, die es außer Landes schaffen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.5.2015
Der Rekord von 38 Millionen sogenannter Binnenvertriebener weltweit kommt nicht überraschend. Denn schon in den beiden Jahren davor hat es immer neue, traurige Rekordmarken gegeben. 38 Millionen Menschen, das entsprich etwa den Einwohnern von New York, London und Peking zusammengenommen. Sie fliehen vor Gewalt und Verfolgung, vor Unruhen oder Stammeskämpfen. Meist bleibt ihnen nichts, als das nackte Überleben. Mehr als die Hälfte kam im Vorjahr auf nur fünf Länder: aus dem Irak und dem Südsudan, aus Syrien, der Demokratischen Republik Kongo und aus Nigeria.
Weltweit die höchste Zahl in diesem traurigen Negativ-Gesamtrekord hat Syrien, wo rund 7,6 Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht sind, das sind rund 40 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahlen zeigen das komplette Versagen, unschuldige Zivilisten zu schützen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des UNHCR mit dem norwegischen Flüchtlingsrat. Diplomatische Bemühungen, UN-Beschlüsse, Friedensverhandlungen oder Waffenstillstandsabkommen: alles hat es gegeben, nichts davon hat genützt. Der Kampf gegen gnadenlose bewaffnete Gruppen sei verloren worden, sagt zum Beispiel Jan England, Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrates.
Zum ersten Mal gibt es auch in Europa einen massiven Anstieg an Binnenflüchtlingen - als unmittelbare Folge der Ukraine-Krise. Fast 650.000 Menschen mussten deshalb aus ihren Häusern und Wohnungen fliehen, stellt das UNO-Flüchtlingshochkommissariat fest.
Der Bericht macht auch deutlich, wie lange Menschen in ihren Heimatländern vertrieben sind. Im Jahr 2014 konnten in 54 Ländern Binnenflüchtlinge schon mehr als 10 Jahre nicht in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren. Wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung haben Regierungen, die die Problematik von Binnenflüchtlingen politisch ausnützen und sich weigern, an einer Lösung mitzuwirken. Die heute bekannt gegebene Rekordzahl von 38 Millionen Binnenflüchtlingen ist aber nur ein Teil der gesamten Flüchtlingsproblematik. Der Globale Flüchtlingsreport wird erst im Juni erscheinen.