Von Valerie Fritsch
Winters Garten
Es ist eine mythisch-romantische, unserer Wirklichkeit seltsam entrückte Welt, in der die junge Österreichische Autorin Valerie Fritsch ihren Roman angesiedelt hat,
8. April 2017, 21:58
Suhrkamp
"Träume, Visionen, Phantasien - das sind die Ingredienzien, aus denen Valerie Fritsch, bei aller sprachlichen Präzision, die ihren Roman charakterisiert, eine Fülle poetischer Funken schlägt."
Dass Valerie Fritsch in die Welt verliebt ist, dass sie die Formen, Farben, Reichtümer dieser Welt in betörenden Bildern zu bannen vermag, beweist die Autorin bereits auf den ersten Seiten ihres Romans.
Zitat
Anton Winter wuchs als Sohn eines Geigenbauers auf in einem riesigen Garten zu einer Zeit, als man noch in ein Schicksal hineingeboren werden konnte.
Sie lässt ihren Helden Anton inmitten von Blumen, Pflanzen und Vögeln aufwachsen, in einer Monte-Verità-artigen Kolonie auf dem Lande, einem von zwanzig bis dreißig Menschen bevölkerten Anwesen fernab der großen Städte, "halb Bauerngehöft, halb Gutshof, mit wildem Wein an der gelb bröckelnden Fassade".
Im zweiten Teil des Romans ist Anton, Fritschs Protagonist, erwachsen. Er hat das von Todeszeichen erfüllte Paradies der Kindheit verlassen und lebt als nun als Züchter exotischer Vögel in einer dystopischen Metropole am Meer, einer sonderbaren Totenstadt, in der sich die Vorzeichen für den nahenden Weltuntergang mehren.
Mit "Winters Garten" hat Valerie Fritsch einen Roman geschrieben, der keinen Vergleich mit den Texten der Großen zu scheuen braucht. Man fragt sich, wie in Gottes Namen es möglich ist: dass jemand mit 25 so zu schreiben versteht. Darf man das so nennen? Ein Wunder?
Service
Valerie Fritsch, "Winters Garten", Roman, Suhrkamp-Verlag, Berlin