Profit aus der Dürre in Kalifornien

In den USA wird immer noch diskutiert, ob es den Klimawandel wirklich gibt. Die Menschen in Kalifornien - darf man vermuten - werden das Problem inzwischen ernst nehmen. Seit vier Jahren leidet der US-Bundesstaat Kalifornien unter einer schweren Dürre - kaum Regen und wenig Schnee im Winter haben die Wasserbestände dramatisch angegriffen - der Grundwasserspiegel sinkt. Während ein Großteil darunter leidet, gibt es auch eine Handvoll Profiteure.

Mittagsjournal, 29.5.2015

Aus Kalifornien,

Am härtesten trifft die Dürre die kalifornische Landwirtschaft - vor allem das Central Valley, wo mehr als die Hälfte des in den USA konsumierten Obst und Gemüses produziert wird. Doch während einige Bauern ihre Felder aufgeben müssen, verdienen andere mehr als je zuvor. Aufgrund uralter Wasserrechte haben einige wenige Bauern genug Wasser - das sie jetzt um teures Geld verkaufen.

Charlie Mathews steht vor seinen kmweiten Reisgründen in Marysville, einer kleinen Stadt im Norden Kaliforniens, und ist zufrieden. Die Felder glitzern in der Morgensonne, die ersten zarten Reispflänzchen schimmern grünlich über der Wasserdecke. Während in anderen Teilen Kaliforniens Gemüsefelder und Obstbäume vertrocknen - plätschert das Wasser auf Charlies Mathews Feldern munter vor sich hin.

Der Grund: uralte Wasserrechte - die noch aus der Zeit vor der Gründung des Bundesstaates stammen - und Kaliforniens Bauern in zwei Lager teilen: in jene mit Wasser - und jene ohne: Die Wasseraufteilung funktioniert nach dem Prinzip: wer zuerst kommt, kriegt zuerst. Und wir haben ein Anrecht auf das Flusswasser, seit meine Familie 1876 mit dem Farmen begonnen hat. Solange der Yuba River natürlich fließt, bekommen wir zu allererst "Wasser".

Doch damit nicht genug: seine viereinhalb tausend Hektar Reisfelder kann Mathews mithilfe von Grundwasserbrunnen bewässern - und deshalb das Flusswasser, das ihm zustehen würde, verkaufen. Und zwar um teures Geld: Für 1200m3 Wasser bekomme ich derzeit 700 Dollar. Das ist der höchste Preis, den ich jemals erlebt habe, fast fünf Mal so viel wie früher.

Manche Bauern entlang des Flusses hätten sogar schon damit aufgehört, Reis anzubauen, erzählt Mathews - denn mit Wasser lässt sich mittlerweile mehr Geld verdienen: Ja, wir machen mehr Geld als sonst, sagt der 80-Jährige, der seit mehr als 50 Jahren Reis anbaut. Aber wenn die Leute Wasser brauchen - verkaufen wir es ihnen eben. Sonst ändern sie uns am Ende noch das Gesetz und nehmen uns unser Vorrecht weg.

Für viele Kritiker in Kalifornien wäre es dafür allerdings längst an der Zeit - sie befürchten, dass die Nachfrage am Wassermarkt die Preise bald noch weiter in die Höhe treibt - und das Wasser im Endeffekt nur noch an die Meistbietenden verteilt wird: Das Wasserrecht funktioniert genauso, wie es funktionieren sollte, verteidigt sich Mike Wade, von der California Farm Water Coalition - Es basiert auf der Freiheit, Wasser je nach Nachfrage auch verkaufen zu können. Das macht uns so flexibel, dass wir jetzt sogar auch die Städte mit Wasser versorgen können - genauso war es gedacht, und ich finde nicht, dass sich das ändern sollte.

Noch hat das die kalifornische Regierung die uralten Wasserrechte nicht angetastet, aber sollte die Dürre anhalten, könnten sie bald ein heikles Thema werden, glaubt Jeanine Jones von der kalifornischen Wasserbehörde: Unsere gesamte Wasserinfrastruktur ist nicht gemacht für Dürrezeiten wie diese. Wir haben zu viele Verwaltungshürden, zu viele alten Wassergesetze und Wasserversorgungssysteme, die schlecht miteinander verbunden sind. Wir haben fast 40 Millionen Einwohner - und wir alle müssen darüber nachdenken, wie wir mit unseren Ressourcen umgehen.

Ressourcen, die Reisbauer Mathews noch jedenfalls zur Genüge hat. Hunderte kleine Bäche und Kanäle fließen durch sein Ackerland - hin zu seinen Reispflänzchen. Es ist dieses Wasser, das Charlie Mathews nun reich macht. Denn in Kalifornien ist Wasser das neue Gold.