Von Ruth Schweikert

Wie wir älter werden

Zehn Jahre nach ihrem Roman "Ohio" hat die Schweizer Autorin Ruth Schweikert wieder einen Roman vorlegt: In "Wie wir älter werden" zeichnet sie das Leben zweier miteinander verquickter Familien über drei Generationen nach - Liebe, Betrug, Krankheit, Tod.

"Hätten sie sich anders entschieden, wenn sie die Konsequenzen ihres Handelns ermessen können?"

Ruth Schweikert

Erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Ruth Schweikert im Juni 1994, als sie beim Klagenfurter Bachmann-Wettbewerb für eine Erzählung über die Erfahrungen einer Telefonsex-Sprecherin das Bertelsmann-Stipendium errang. 1994 erschien dann ihr vielbeachteter Erzählband "Erdnüsse - Totschlagen" über junge, alleinerziehende Mütter in Schweizer Kleinstadt. Danach galt sie als die große Hoffnung der Schweizer Literatur.

"Wie wir älter werden", dieser Titel allein macht die Leser einer alternden Gesellschaft naturgemäß neugierig. Aber darum geht es in Ruth Schweikerts drittem Roman nur am Rande. Er handelt eher von Familiengeheimnissen, die als dunkles Erbe schwer auf dem Leben der Kinder lasten und von dem ganzen Unglück, das sich auch die Eltern durch ihre Heimlichtuerei aufbürden.

Service

Ruth Schweikert, "Wie wir älter werden", Roman, S. Fischer Verlag

Ruth Schweikert baut ihren Roman auf einem Fakten-Skelett im Nachrichtenstil auf. Eingebettet in diese Struktur: die weichen Teile des Romankörpers, da fließt die Sprache, da leben die Figuren, und sollte der Leser dort einmal ratlos werden, dann weil ihn das beschriebene Gefühlsdilemma überwältigt. Ruth Schweikert ist eine Könnerin, wenns darum geht, Stimmungen in all ihren Dimensionen zu zeichnen. Weil sie das doch kann, ist es rätselhaft, wieso sie auf dieser Fähigkeit nicht ihren ganzen Roman aufgebaut hat.