Dimitré Dinevs "Alice im Wunderland"
Mit dem Barockstift als prachtvolle Bühnenkulisse und Klassikern der Weltliteratur locken die Sommerspiele Melk alljährlich. Heuer steht Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" am Programm. Der Schriftsteller Dimitré Dinev hat Alices Odyssee durch ihre Traumwelt für die Bühne adaptiert und ihr auch eine neue Deutung gegeben; als Regisseur fungiert Intendant Alexander Hauer. Premiere ist heute Abend.
26. April 2017, 12:23
Mittagsjournal, 18.6.2015
Die Grinsekatze, der Hutmacher, die Herzkönigin: Ihnen allen begegnet Alice auch in der Melker Fassung der berühmten Geschichte von Lewis Carroll. Doch bevor sie wie eine Feder ins Kaninchenloch hinabstürzt und das Wunderland betritt, passiert etwas Tragisches: Ein Autounfall trennt Alice, die hier kein Kind, sondern eine junge Frau ist, von ihrer Schwester. Die Reise durch das Wunderland als Nahtoderfahrung? "Das Ganze ist so aufgebaut, dass besonders zu Beginn viele Indizien für die Zuschauer liegen", erklärt Autor Dimitré Dinev. "Mehr zu verraten wäre wie zu Beginn eines Krimis, den Mörder zu verraten. Ich möchte das Publikum beruhigen, es ist ein sehr lustiger Stoff."
Wie das Original erzählt das Stück jedenfalls von der Reise der jungen Hauptfigur zu sich selbst. Von jeher hat der Stoff Kinder wie Erwachsene gleichermaßen fasziniert. Doch ist die Geschichte, wie sie nun bei den Sommerspielen Melk gezeigt wird, für Kinder geeignet? Regisseur und Intendant Alexander Hauer: "Ich würde sagen, ab zwölf, 13 Jahren. Dinev hat einen auch philosophischen Text geschrieben. "
Bauchklang als Pulsgeber
Dem Schauspiel-Ensemble wird in dieser Produktion einiges abverlangt: Tanja Raunig als Alice ist sowieso dauerpräsent auf der Bühne, und die anderen schlüpfen den ganzen Abend lang in mehrere Rollen. Gerald Huber und Christian Birawsky von der Sankt Pöltner Beatboxing-Band Bauchklang fungieren nicht nur als Live-Musiker, sondern geradezu als Pulsgeber des Theaterabends.
Der Autor Dimitré Dinev hat eigene Texte mit dem Original von Lewis Carroll verwoben und dem Roman einen dramatischen Weiterdreh verpasst, ohne auf Carrolls absurden Humor zu verzichten. "Wer in einer kommunistischen Diktatur aufgewachsen ist, ist mit dem Absurden sehr vertraut. Das ist eine sehr absurde und schizophrene Gesellschaft", sagt Dimitré Dinev, der ja 1990 aus Bulgarien über die Grüne Grenze nach Österreich gekommen ist. Auf ihrer absurden Reise zum eigenen Ich kann man Alice in der Wachauarena Melk bis zum 8. August begleiten.