Traiskirchen überfüllt - Flüchtlinge verzweifelt
Ohne wirklich konkretes Ergebnis ist am Montag der Asylgipfel der Bundesregierung mit Hilfsorganisationen geblieben. Ob es Bezirksquoten bei der Unterbringung geben wird, muss noch geklärt werden. Ein zentrales Ziel wäre die Entlastung des überlasteten Erstaufnahmezentrums Traiskirchen. Ö1 berichtet von den dort teilweise unzumutbaren Zuständen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 23.6.2015
Wochenlanges Warten auf Betten
Beim Eingang zum Erstaufnahmezentrum müssen Asylwerber ihren Zettel mit Strichcode vorweisen. Ein Somalier zeigt seinen. Unter "Unterkunft" steht da: "Kein Bett" - seit zweieinhalb Wochen. "Ich schlafe auf der Straße, im grünen Gras", sagt ein Somalier unterstützt von seiner Frau. Matratze oder Matte habe er auch keine:"Wir haben nur Decken eine Decke, wir haben nichts."
Als die Journalisten den zentralen Platz des Erstaufnahmezentrums erreichen, bildet sich eine aufgeregte Menschentraube um sie. Mohanad aus Syrien, der in einem der 60 Zelte schläft, sagt:
"Alle haben gesagt, Österreich ist der beste und humanste Platz in Europa und die helfen uns. Und ja, sie helfen. Aber jeder darf nur zwei Decken haben und heute Früh haben sie uns die Decken weggenommen, vorgestern hatte es nur 9 Grad. Wir frieren jeden Tag."
Warteräume werden zum Schlafen genutzt
Asylwerber vor Obdachlosigkeit schützen, war das Ziel der Innenministerin. Jetzt gibt es zwischen 500 und 600 Quasi-Obdachlose im Erstaufnahmezentrum, wegen der vielen mit Schleppern gekommenen Asylwerber und wegen fehlender Quartiere.
"Was wir machen ist, dass wir in der Nacht die Warteräume aufmachen, dass die, die kein Bett haben im Trocknen und Warmen sind", betont Lagerleiter Franz Schabhüttl. "Falls es regnet, dass da niemand im Freien sein muss", so Gernot Maier, Abteilungsleiter im Innenministerium. Die Flüchtlinge würden mit zwei Decken ausgestattet, die in der Früh wieder eingesammelt werden.
96 Betten in einem Raum
1.800 Asylwerber haben ein Bett - in Acht-, Zehn oder Zwölf-Bettzimmern oder im 96 Betten fassenden Zimmer. Das ist ein Fitnessraum, der zum Schlafraum für Jugendliche und junge Männer umfunktioniert wurde. Ein Stockbett steht neben dem anderen.
"Wir schlafen zu Dritt auf zwei Matratzen", sagt ein Bursche. "Es stinkt hier", so ein anderer.
Hinter dem Frauen- und Kinderhaus, ganz am Ende des Erstaufnahmezentrums, stehen die weißen Plastikzelte mit teilweise schon durchgelegenen Liegen. Die untergebrachten Männer und Jugendlichen sowie ein betagter Mann beschweren sich wegen der Unterbringung, des teils ungewohnten Essens und des oft monatelangen Wartens auf ein Landesquartier. "Bitte helfen sie uns allen", sagt einer von ihnen.
Keine Schule zum Deutschlernen
Nahe dem Ausgang trifft der Ö1-Reporter dann noch den 14-Jährigen Abdullah. Er ist mit seinem Vater vor dem Islamischen Staat (IS) geflohen. Der Bursche sitzt wegen einer Behinderung im Kinderwagen. "Es gibt keine Schule hier, das bisschen Deutsch habe er mit seinem Handy und einem Büchlein gelernt", sagt Abdullah.
Als es am Ende des Journalistenbesuchs zu regnen beginnt, werden die Garagen geöffnet. "So viel Menschlichkeit muss man uns zugestehen, dass wir haben dürfen - wenn Regen einsetzt, dass wir die Garagen aufmachen", sagt Lagerleiter Schabhüttl.