Grafikdesign-Star Sagmeister in Wien
Er gilt als Popstar unten den Grafikdesignern: CD-Coverentwürfe für die Rolling Stones und Lou Reed haben den zweifachen Grammy-Gewinner Stefan Sagmeister weltberühmt gemacht. Montagabend war Sagmeister zu Gast im Innovation Lab der Universität für angewandte Kunst in Wien.
8. April 2017, 21:58

Stefan Sagmeister
ORF
Morgenjournal, 23.6.2015
Stefan Sagmeister sucht das Glück
Er gilt als Popstar unten den Grafikdesignern und wurde als Johnny Depp der Designwelt bezeichnet: CD-Coverentwürfe für die Rolling Stones und Lou Reed haben den zweifachen Grammy-Gewinner Stefan Sagmeister weltberühmt gemacht. Seit den späten 1980er Jahren lebt der gebürtige Vorarlberger in New York, wo er in unmittelbarer Nachbarschaft des legendären Chelsea Hotels ein eigenes Designstudio führt.
Zu seinem erlesenen Kundenkreis zählen das Guggenheim Museum, Levis und BMW. Doch auch wenn Stefan Sagmeister für große Unternehmen arbeitet: Vom Hochglanzeinerlei großer Designagenturen will er nichts wissen. Stefan Sagmeisters Arbeiten sind so verspielt wie radikal und gehen im wörtlichen Sinne unter die Haut. Für ein Poster ließ sich Sagmeister einst von seinem Praktikanten einen Werbetext in den eigenen Körper ritzen.
Mit vollem Körpereinsatz widmet er sich seit einigen Jahren auch einem Langzeit-Projekt: Vor laufender Kamera testete Sagmeister drei Wege zum Glück. Das Ergebnis ist ab Oktober in "The Happy Show" zu sehen. Eine Ausstellung, die nach Stationen in Nordamerika und Paris im Wiener Museum für angewandte Kunst gezeigt wird.
Drei Wege zum Glück
"Wir haben für den Film mit einem Psychologen zusammengearbeitet und der hat drei Methoden genannt, die wohl am effektivsten wirken, um das eigene Wohlbefinden zu steigern. Das sind einerseits die Meditation, andererseits die kognitive Therapie und drittens Drogen, also Antidepressiva. Für den Film erprobe ich an mir selbst diese drei Wege zum Glück und zwar jeweils drei Monate lang", sagt Stefan Sagmeister.
Stefan Sagmeister macht sich also für seinen ersten Dokumentarfilm selbst zum Versuchskaninchen und scheut weder Mühen noch Konsequenzen. Drei Monate hat Sagmeister auf Bali meditiert, drei Monate lang ließ er sich therapieren, drei Monate nahm er Psychopharmaka. Sagmeister spielte sogar mit dem Gedanken, Heroin auszuprobieren. Ein Experiment, vor dem er letztendlich allerdings doch zurückschreckte. Aber, so Stefan Sagmeister, er sei immer schon ein Designer gewesen, der auch persönliche Erfahrungen in seine Arbeit einfließen habe lassen.
Der Körper als Leinwand
"Ich war immer Designer mit Leib und Seele. Und ich wollte mich immer persönlich in meine Arbeit einbringen. Gerade mit diesen Arbeiten war ich immer sehr zufrieden. Die Moderne verlangt ja, dass sich der Designer, oder auch der Architekt aus der Arbeit heraushält: Er soll sozusagen so eine pseudoobjektive Position im Gestaltungsprozess einnehmen. Das war in den 1920er Jahren, in denen man das Maschinenzeitalter feierte, in denen man das Ornament ausmerzen wollte, auch verständlich. Nur nach 100 Jahren wird das langsam langweilig!
Ich glaube, dass Subjektivität im Design, aber eben auch im Dokumentarfilm heute absolut eine Berechtigung hat. Wenn ich selbst im Publikum säße, wäre das definitiv am interessantesten für mich. Mich haben zum Beispiel immer schon Wissenschaftler interessiert, die etwas an sich selber ausprobieren", so Stefan Sagmeister.
Stefan Sagmeister hat bereits früh in seiner Karriere seine körperlichen Limits ausgelotet. In der Vergangenheit machte er seinen Körper in fast aktionistischer Manier zur Leinwand, zeigte sich auf Plakaten und anderen Drucksorten immer wieder nackt. Im Oktober wird der weltbekannte Österreicher in Wien Station machen. Seine "Happy Show" gastiert ab 28. Oktober im Museum für angewandte Kunst.