Auftakt der Tiroler Festspiele Erl

Am Donnerstag beginnen in Tirol die Festspielen Erl. Das Festival findet im Passionsspielhaus und im neuen Festspielhaus statt und präsentiert sich auch dieses Jahr wieder Opern, Konzerte und Kammermusik. Im Mittelpunkt stehen aber, wie seit 17 Jahren, die Opern von Richard Wagner. Gustav Kuhn ist nach wie vor künstlerischer Leiter, Regisseur und Lichtdesigner in Personalunion.

Gustav Kuhn

Erls Kraftzentrum: Gustav Kuhn

APA/ROBERT PARIGGER

Morgenjournal, 9.7.2015

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Der "Ring der Nibelungen" ist ab 23. Juli zu erleben.

Tiroler Festspiele Erl

Heute erfolgt der Auftakt zu den Festspielen Erl in Tirol. Das Festival, das im Passionsspielhaus und im neuen Festspielhaus stattfindet, präsentiert sich auch dieses Jahr mit einem breit gefächerten Programm zwischen Opern, Konzerten und Kammermusik. Im Mittelpunkt stehen aber die Opern von Richard Wagner mit den "Meistersingern", "Tristan und Isolde" und dem "Ring der Nibelungen", der an vier aufeinander folgenden Tagen aufgeführt wird und für den Erl bekannt geworden ist. Gustav Kuhn ist Künstlerische Leiter, Regisseur und Lichtdesigner in Personalunion. Die Oper versteht er als Gesamtkunstwerk, an dem alle - vom Orchestermusiker über die Sängerinnen und Sänger bis zur Schneiderin - ohne Hierarchien zu einem größeren Ganzen gehören.

Eine Künstlerfamilie

Insgesamt 128 Orchestermusiker, über 80 Sängerinnen und Sänger bespielen in den kommenden vier Wochen die beiden Bühnen in Erl. Die meisten von ihnen sind jung und haben noch keinen großen Namen - ein Konzept, das für den Intendanten Gustav Kuhn zum Programm erhoben wurde.

Geprobt wird drei Monaten lang, viele Stunden am Tag, für die relativ kleine Gage. Das funktioniert nur, weil Gustav Kuhn zu begeistern versteht und das Gefühl eines größeren Ganzen vermittelt. Es ist eine über die Jahre gewachsene Künstlerfamilie, an deren Spitze Gustav Kuhn regiert, aber viele andere neben sich bestehen lässt. Jeder Sänger, Musiker und Mitwirkender sei Teil der Festspiele, betont Kuhn, und sehe sich als agierender Künstler, unabhängig davon ob er oder sie hinter oder vor der Bühne arbeitet.

Das Orchester zum Beispiel hat Gustav Kuhn aufgewertet, indem er es direkt auf der Bühne platziert. Die Musiker sind ein bisschen zum Star geworden, was der Sache als auch dem Orchester guttut, meint Kuhn. Nachdem die Orchestermusiker, künstlerischer Teil der Inszenierung sind haben sie viel mehr Freude daran. "Das ermöglicht uns einen ganz anderen Zusammenhalt" und, dass die Musiker mitgestallten kommt unheimlich gut beim Publikum an.

Qualität, Neues und Kulturwahnsinn

Den 24-Stunden-Ring von 2014 gibt es dieses Jahr nicht mehr. Dafür wird der "Ring der Nibelungen" mit "Rheingold", "Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" dieses Jahr an vier aufeinander folgenden Tagen gezeigt - ganz so wie es Richard Wagner vorschwebte. Gustav Kuhn geht in seiner Inszenierung den Weg der Kontinuität. Er sucht die Qualität im Stück und steht dazu, nicht immer Neues zeigen zu wollen - Erl sei zwar nicht altmodisch, aber auch nicht revolutionär. Man muss die Qualität im Stück nicht wiederentdecken, denn die Charaktere sind ganz klar, aber man kann "eine komplette neue Sicht zeigen" und das, was Wagner immer gewollt hat.

Mit Kuhns Forderung der Hingabe aller an das Gesamtkunstwerk Oper ist er extrem. Vom derzeit herrschenden Musikbetrieb hat er sich gerne verabschiedet. Denn "wenn Erl was ist - dann ein gallisches Dorf das gegen den ganzen Kulturwahnsinn kämpft". Kuhn will etwas Vernünftiges machen.

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