Traiskirchen: 1.200 ohne Bett, aber 30 leere Räume
Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen wird die Lage immer dramatischer. Schon 3.500 Menschen sind derzeit dort, für 1.200 von ihnen gibt es kein Bett. Das Innenministerium hat am Donnerstag Journalistinnen und Journalisten durch das Zentrum geführt. Dabei ist deutlich geworden, was auch die Beamten gar nicht abstreiten, dass sie am absoluten Limit arbeiten. Eine ganz besonders absurde Realität zeigte sich im Inneren. Während hunderte Menschen im Freien schlafen müssen, stehen in den Gebäuden mehr als 30 Räume leer.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 10.7.2015
Baupolizeilich für 720 Personen genehmigt
„Zimmer leer, bitte nicht belegen“, steht auf dem Zettel an der Tür. Der für die Grundversorgung zuständige Beamte Gernot Maier erklärt den Journalisten, warum. „Dieses Gebäude ist vom ersten bis zum vierten Stock baupolizeilich für 720 Personen genehmigt. Wir müssen sicherstellen, dass diese Zahl nicht überschritten wird, weil wenn es überschritten wird und es passiert etwas, wären wir in der Haftung.“ Acht Betten könnte man hier unterbringen, sagt Maier, aber Bauordnung gehe vor. „Es tut mir ja auch weg“, sagt Maier weiter, „warum glauben Sie zeige ich Ihnen diesen Raum. Es tut mir persönlich weh und es tut mir auch weh, dass Leute in Zelten liegen müssen. Ich habe Monate dafür gekämpft, um genau das zu verhindern.“
Wir leben, wie die Tiere
Als die Journalisten aus dem Gebäude kommen, wird schnell die angespannte Situation sichtbar. Kaum ein Baum oder ein Strauch, unter dem nicht jemand zusammengekauert liegt. Schnell sind sie von jungen Männern umringt. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Sie beklagen sich. „Wir leben auf der Straße, wie Tiere. Es ist die Hölle.“ Und auch das Essen sei eine Zumutung. Nicht einmal die Köche würden das Essen kosten, sagt ein junger Mann. Der Beamte Gernot Maier sagt dazu „Wo wir zurzeit Herausforderungen haben, ist die Ausgabe des Essens.“ Aber das Essen an sich sei in Ordnung, und es sei auch immer genug da, so Gernot Maier. Es bekomme auch jeder Nachschlag.
Kleidung ist genug da
Draußen stehen Tische, auf denen sich Kleidungsstücke türmen. Auch davon haben wir genug, sagt Gernot Maier. Keiner könne sagen, er habe seit Tagen nicht die Möglichkeit gehabt sich mit Kleidung zu versorgen. Um das zu untermauern, werden die Journalisten in die Lagerräume geführt. Auch dort stapeln sich
Schachteln und Pakete mit Kleidung, Schuhen und Hygieneartikeln. Nur eines haben wir eben nicht, sagt Maier, und das seien Betten. „Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, was hier los ist. Aber es nutzt nichts. Was soll ich tun. Wir können nur versuchen, das hier irgendwie zu handeln.“
Arbeiten mit Hochdruck daran
Auch bei den Zelten, die abgetrennt vom übrigen Gelände stehen, ist die Stimmung trostlos. Eigentlich sollten dort nur Männer untergebracht sein, aber aus Platzgründen müssen dort auch Frauen und Kinder schlafen. Haben Sie schon Angst vor dem Winter, wird der Innenministeriums-Beamte gefragt. Gernot Maier übt sich in Zweckoptimismus. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass alles unternommen wird, damit es hier zu keiner Krisensituation kommt.“ Einfacher wird es wahrscheinlich nicht. In der Vorwoche gab es 2.000 neue Asylanträge, die höchste Zahl bisher überhaupt.