Thema Asyl beherrscht Carinthischen Sommer

Nicht die Kultur, sondern das Thema Asyl hat Donnerstagabend die Eröffnung des Carinthischen Sommers in Villach beherrscht. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass in der Festspiel- und Tourismusgemeinde Ossiach ein Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge entstehen soll. Bürger aus Ossiach nutzten die Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer zu einer Protestkundgebung.

Morgenjournal, 10.7.2015

Fischer: "Sorgen überwinden, Asylmöglichkeit geben"

Die Asyldebatte hat auch die Kultur erfasst: Bei seinem Besuch am Eröffnungsabend des Carinthischen Sommers wurde Bundespräsident Heinz Fischer von etwa 50 Protestierenden in Empfang genommen. Fischer solle das geplante Erstaufnahmezentrum verhindern, Ossiach sei mit dem Carinthischen Sommer und der Musikakademie ein kultureller Mittelpunkt Kärntens.

Der Bundespräsident nahm die Petition der Bürger entgegen und betonte, deren Sorgen ernst zu nehmen: "Aber wenn ich Sorgen von Menschen sehe, die aus einem Land flüchten müssen, das durch Krieg und Terrorismus gekennzeichnet ist", dann sei es richtig, berechtigte Sorgen zu überwinden, um Menschen eine Asylmöglichkeit zu geben.

Verkleinerung des Festivals

Das Thema Asyl blieb an diesem Abend im Congress Center Villach bestimmend. Trotz der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens des Landes rückte auch der Abschied des scheidenden Intendanten, Thomas Daniel Schlee in den Hintergrund. Schlee hatte in der Vergangenheit immer wieder vor einer Verkleinerung des Festivals gewarnt. In seine Ära fällt die Abschaffung der Kirchenoper.

Schlees Bilanz nach elf Jahren Festivalleitung: "Es gibt keine Schutzwände, hinter denen man sich verspiegelt irgendwo verstecken kann. Man ist eigentlich immer da." Das sei für ihn menschlich eine wichtige Sache gewesen." Vielleicht würde es ihm in einigen Jahren gelingen "den Enkeln über die schlimmsten Niederlagen zu erzählen".

Festredner Franz Willnauer

Unter dem Titel "Hoffnungslos, ernst oder vorbei" analysierte Festredner Franz Willnauer die Lage der Festspiele in Mitteleuropa. Was deren Überleben anbelange, sei Skepsis angebracht: "Die größte Krise der Neuzeit überhaupt hat auch ihr exponiertestes und kostbarstes Erzeugnis - Festspiele und Festivals - in Mitleidenschaft gezogen. Die Katastrophen, die in ihrem Gefolge über uns hereingebrochen sind, das Flüchtlingselend an den Grenzen Europas und in unseren Aufnahmelagern ist ebenso eine Katastrophe wie der Klimawandel." Diese seien durchaus dazu angetan, "das Verschwinden von Festspielen aus unserem Kulturgefüge zu einem - zwar bedauerlichen, aber bescheidenen - Verlust herabzustufen".

Hommage an Christine Lavant

Das letzte Wort, zumindest musikalisch, hatten gestern Abend die Bamberger Symphoniker unter Adam Fischer mit Gustav Mahlers siebenter, in Kärnten komponierter, Symphonie. Bis 26. August bietet das Festival 40 Veranstaltungen, darunter einen Bach-Schwerpunkt und eine Hommage an Christine Lavant mit Musik von Gerhard Lampersberg zu deren 100. Geburtstag.

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