Privatisierungsfonds noch offen

In den Verhandlungen der Euro-Staats- und Regierungschefs mit Athen ist insbesondere der Privatisierungsfonds bis zuletzt heftig umstritten gewesen. Der Treuhand-Fonds soll unabhängig sein, von den griechischen Behörden verwaltet und von der EU überwacht werden. Er soll insgesamt rund 50 Milliarden Euro durch Privatisierungen hereinbringen. Die Meinungen, wie realistisch das ist, gehen auseinander.

Hafen von Piräus

Der Hafen von Athen ist Teil des zum Verkauf stehenden Immobilienschatzes Griechenlands.

APA/EPA/GEORGE CHRISTAKIS

Morgenjournal, 14.7.2015

Möglichkeiten für Privatisierungen gibt es viele: sie reichen von Flughäfen über Hafen-, Wasser- und Telefongesellschaften bis hin zu Hotelketten. Was genau in den Fonds übertragen wird, ist noch nicht fix, sagt Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer: festgelegt werde es im memorandum of understanding, das nach dem 20.Juli gemacht werde im Rahmen des Programms, das der Rettungsschirm ESM mit Griechenland abschließen wird.

Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek glaubt, dass auch staatliche Immobilien in den Fonds übertragen werden. Neben Industrie- und Dienstleistungsbetrieben habe Athen schon 2012 bekannt gegeben Immobilien im Wert von über 300 Milliarden Euro zu besitzen. Brezinschek kommt damit zu dem Schluss, dass der angestrebte Verkaufserlös von 50 Milliarden damit realistisch ist. Anders schätzt das Bruckbauer ein, angesichts des wirtschaftlichen Umfelds sei es eine herausfordernde Zahl.

Mit den bisherigen Erfahrungen meint Bruckbauer das bisherige Programm, das Privatisierungen im Ausmaß von 23 Milliarden Euro vorgesehen hat und in den letzten fünf Jahren knapp drei Milliarden Euro eingebracht hat. Für die kommenden Privatisierungen wurde kein Zeitrahmen festgelegt. Die EU werde keinen Druck machen, das Familiensilber zu verkaufen, es gehe hier um Effizienzgewinne.

Laut Brezinschek ist das Ziel, europäische, durchaus auch griechische Unternehmer als Käufer zu finden, die unter neuen Rahmenbedingungen in das Land investieren und so zu einem wirtschaftlichen Aufschwung beitragen.