Iran: Wirtschaft in den Startlöchern

Von der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran erhofft sich die Wirtschaft Milliardengeschäfte. Die Sanktionen haben im Iran zu einem jahrzehntelangen Entwicklungs-Stillstand geführt. Umso größer ist jetzt der Nachholbedarf.

Mittagsjournal, 15.7.2015

Es ist vor allem die iranische Infrastruktur, die nach den Jahren der Isolation als völlig überaltert gilt. Das betrifft den Transport mit Straßen- und Schienenverkehr ebenso wie den Öl- und Gasbereich. Und da sitzt der Iran immerhin auf geschätzten 10 Prozent der weltweiten Ölreserven. Aus diesem Bereich dürften die ersten Aufträge kommen, Weltmarktführer wie Siemens, die schon früher gut im Geschäft waren, stehen jetzt bereits wieder in den Startlöchern. Auch in der Industrie ist der Nachholbedarf an neuen Maschinen groß.

Alle wichtigen Industrien sind in Staatsbesitz, was die Kreditrisiken verringert, das Land galt bisher als verlässlicher Schuldner. Auch der Konsum ist vielversprechend. Allzu lange haben die rund 80 Millionen Iraner auf moderne Westprodukte verzichten müssen, entsprechend groß dürfte jetzt die Nachfrage sein, wovon vor allem Mittelstandsbetriebe profitieren könnten.

Und auch die Erwartungen der europäischen Autobauer sind hoch. Als erstes hat Peugeot die alten iranischen Geschäftsbeziehungen wieder aufleben lassen, und plant sogar die komplette Produktion von Autos im Iran. VW will mit der Marke Skoda nach Teheran, ebenso rechnen die prestigeträchtigen Marken wie BMW, Audi und Mercedes mit starker Nachfrage bei der aufstrebenden Mittelschicht im Iran.

Allerdings werden die Europäer auf ziemliche Konkurrenz stoßen. In den letzten Jahren haben sich Anbieter aus anderen Ländern etabliert, die weniger Probleme mit der Atompolitik des Irans hatten, allen voran China. Allerdings: die Iraner haben chinesische Produkte nicht gekauft, weil sie das wollten, sondern weil Alternativen gefehlt haben, heißt es aus deutschen Unternehmerkreisen. Man wird sehen, ob made in Europe tatsächlich Käufer anzieht.