"Die Eroberung von Mexico" in Salzburg

Nach den Bregenzer Festspielen gestern werden am Sonntag in Salzburg die Festspiele offiziell in der Felsenreitschule eröffnet. Am Abend geht ebendort die erste Musiktheaterpremiere über die Bühne: Wolfgang Rihms gewaltiges Werk "Die Eroberung von Mexico", ein äußerst politisches Stück, wie Regisseur Peter Konwitschny betont. Ö1 hat eine Probe besucht und überträgt die Premiere live.

Mittagsjournal, 23.7.2015

Angela Denoke als Montezuma und Bo Skovhus als Cortez sind tot, wenn sie am Ende von Wolfgang Rihms "Die Eroberung von Mexico" ihren berührenen A-capella-Gesang anstimmen. Vorher war Krieg, Mord und Zerstörung, die Wolfgang Rihm in faszinierende Klänge fasst. Die vom RSO Wien im Orchester, aber auch von Musikern auf drei Podien im Zuschauerraum der Felsenreitschule vorgetragen werden, von vier weiteren Solisten und Chöre sowie von Musik vom Tonband. Für Wolfgang Rihm geht es um das "Aufeinanderprallen der Conquistadores - sie machen eine Weltreise, um an Gestade zu gelangen, wo sie Erze, weiteres Gold zu finden hoffen - und dieser aztekischen Welt. Beides sind keine Kinder von Wohlwollen."

Konwitschny: "Es ist fünf vor zwölf"

Texte des französischen Theaterrevolutionäre Antonin Artaud und eine Gedicht von Octavio Paz bilden die Grundlage des Librettos. Der inszenierende deutsche Opernregisseur Peter Konwitschny ist bekannt für seine genau und oft polarisierende Auslegung der Partituren. Für ihn ist immer wichtig, dass man "mit Ernst an die Sachen herangeht und keine Unterhaltungsideen im Kopf hat, sondern dass es um den Wahrheitsgehalt des Stückes geht." Mexiko ist nur ein kleiner Teil dessen, worum es eigentlich geht: Montezuma ist in der Oper eine Frau, was gar nicht stimme, denn Montezuma war ein Mann. "Das finde ich die größte Idee von Rihm. Es geht um plus und minus, um alle Gegensätze, die achtgeben müssen, dass sie sich nicht vernichten, sondern, dass sie interagieren - im Sinne einer erweiterten Dimension", beton Konwitschny.

"Gehen wir zum Beispiel so mit der Natur um, dann werden wir auch alle weg sein - demnächst. Deshalb sage ich ‚fünf vor zwölf‘, das ist ein äußerst wichtiges politisches Stück. Und kein Lehrstück darüber, wie Cortez und die Spanier nach Mexiko kamen."

ORF Orchester unter Ingo Metzmacher

Am Pult des RSO Wien steht der Dirigent Ingo Metzmacher, der schon die Uraufführung der Oper in den Neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts herausgebracht hat. Die erste Premiere der Salzburger Festspiele hat in jeder Hinsicht also Zündstoff zu bieten.