John Macleans Langspieldebüt "Slow West"
John Maclean hat schon eine internationale Musikkarriere hinter sich und legt mit "Slow West" sein Langfilmdebüt vor: Darin trifft ein unschuldiger, verliebter Bursche auf einen Kopfgeldjäger, gespielt von Michael Fassbender - beim Sundance Filmfestival mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 29.7.2015
Ein schottischer Musiker, der in Neuseeland einen Western gedreht hat: Der 43-jährige John Maclean hat mit Musikgruppen wie The Beta Band oder The Aliens schon eine internationale Musikkarriere hinter sich. Nun läuft mit "Slow West" sein Langfilmdebüt als Regisseur in den heimischen Kinos an - ein Western. Wie schon bei seinem Kurzfilm "Pitch Black Heist", der mit einem Bafta als Bester britischer Kurzfilm ausgezeichnet worden ist, spielt dabei auch in "Slow West" Hollywood-Star Michael Fassbender eine der Hauptrollen.
Staubtrockener Humor, Liebesgeschichte & Western
Es ist die alte Geschichte des unschuldigen Burschen, der in den Wilden Westen kommt und auf den wortkargen Cowboy trifft. Eine alte Geschichte, die in "Slow West" aber völlig neu erzählt wird: Jay ist 16, ein schottischer Siedler, auf der Suche nach seiner Jugendliebe. Ungeschickt mit dem Revolver und grün hinter den Ohren scheint er auf verlorenem Posten, bis er auf einen von Michael Fassbender gespielten Kopfgeldjäger trifft, der fortan an seiner Seite reitet. Jay sei dabei eine Figur, wie er sie noch nie in einem Western gesehen habe, so Fassbender: angetrieben nur von blindem Enthusiasmus und der Kraft der ersten Liebe.
Eine jugendliche Naivität und Träumerei die Regisseur John Maclean in Bilder übersetzt und zum zentralen Motor für die Handlung macht. Es sind immer wieder kleine Szenen, in denen hier die harte Realität des Wilden Westens, so wie sie über Jahrzehnte in das Genre eingeschrieben worden ist, aufgebrochen wird. Dann etwa, wenn Jay mitten in der Prärie auf drei Musiker trifft, oder wenn er mit dem Revolver in den Nachthimmel zielt, und so die Sterne auf der Leinwand zum Leuchten bringt. Es ist ein poetischer Blick auf eine raue Welt, der zugleich aber die Blutspritzer im Wüstensand nicht ausschließt.
Eine Verbeugung vor den großen Klassikern
Er habe während der Vorbereitung viele der großen Klassiker studiert, so Regisseur John Maclean, um von ihnen zu lernen, aber auch um Klischees aus dem Weg zu gehen. "Slow West" ist ein Film, der sich vor den großen Ikonen des Genres verbeugt und sie zugleich aber auch neu denkt. Und es ist dabei erfrischend und zugleich überraschend, wie Maclean in seinem Langfilmdebüt die stilistische Verspieltheit der Anfangsminuten bis zum Schluss konsequent weiterführt: Einzelne Bilder erzählen da ganze Geschichten: über die Figuren und die Landschaften, durch die sie sich bewegen; über Männer, und solche die es im wilden Westen noch werden wollen.
Jay träumt sich durch diese raue Welt, und erkennt erst viel zu spät, den eigentlichen Grund, warum der Kopfgeldjäger ihn auf seinem Weg begleitet. Am Ende entlädt sich "Slow West" dann in einer Spirale der Gewalt. Ein präzise orchestrierter Blutrausch, bei dem Salz nicht nur sprichwörtlich in die offenen Wunden gestreut wird.
Service
Ein Gespräch mit Regisseur John Maclean hören Sie heute im "Kulturjournal".