Comic-Klassiker "Fantastic Four" neu verfilmt

Wenn den großen Filmstudios nichts mehr einfällt, dann blättern die Produzenten offensichtlich bevorzugt in amerikanischen Superheldencomics. Dieses Mal sind sie dabei, und das nicht zum ersten Mal, auf "Die Fantastischen Vier" gestoßen. Anfang der 1960er Jahre erschaffen, hat die Serie es geschafft, den Superheldencomics eine völlig neue Tiefe zu verleihen.

Mittagsjournal, 11.8.2015

Als Gagarin den Blick auf die Welt revolutionierte

Als bei Marvel Comics 1961 "Die Fantastischen Vier" herauskamen, starrte die Menschheit gebannt ins All. Juri Gagarin war gerade als erster Mensch in den Weltraum geflogen und hatte damit den Blick auf die Welt revolutioniert. Die kreativen Köpfe von Marvel machten sich diese Faszination damals zunutze, so Regisseur Josh Trank und Drehbuchautor Simon Kinberg: "In Stan Lees und Jack Kirbys ursprünglicher Comic-Geschichte fliegen die Hauptfiguren mit einer Rakete ins All. Dort werden sie von kosmischer Strahlung getroffen und verwandeln sich in die Fantastischen Vier. Bei uns sollte die Geschichte auch eine wissenschaftliche, aber eben der Gegenwart entsprechende Grundlage haben, und so haben wir diese Reise zwischen den Dimensionen entworfen."

Psychologische Komponente

Bis 1961 waren Superhelden perfekt. Mit den Fantastischen Vier traten aber plötzlich Figuren auf den Plan, die charakterliche Schwächen hatten und auch untereinander nicht immer harmonierten. Der Realismus kam damals gut an, und auf diese psychologische Komponente wollte auch der Film nicht verzichten, sagt einer der Hauptdarsteller Michael B. Jordan: "Unser Film zeigt die Superhelden als Teenager, in einem Lebensabschnitt also, in dem man herauszufinden versucht, wer man ist. Und genau da passiert dieser Unfall, der sie zwingt, sich an völlig andere Gegebenheiten anzupassen."

Gerade was die Psychologie der Figuren angeht, kommt der Film aber bei weitem nicht an die Comic-Vorlage heran: Zu Beginn sind die Fantastischen Vier zu klischeehaft gezeichnet, und nach ihrer Verwandlung haben sie alle Hände voll zu tun, die Welt vor dem übermächtigen Bösewicht Doktor Doom zu retten. Die spannenden charakterlichen Unterschiede werden da schnell durch eine salbungsvolle Rede vom wissenschaftlichen Ziehvater ausgeglichen.

Superkräfte beeindrucken, die andere Dimension nicht

Einfallsreich hatten die Comicmacher 1961 ihre Helden gestaltet, und der Film setzt deren Superkräfte mittels moderner Technologien beeindruckend in Szene: Mister Fantastisch ist der Kopf der Gruppe und verfügt über einen völlig elastischen Körper, die Fackel kann sich in einen fliegenden Feuerball verwandeln, die Unsichtbare kann nicht nur verschwinden, sondern auch seifenblasenartige Kraftfelder erzeugen und das Ding ist schließlich ein zu Stein gewordener, kraftstrotzender Koloss.

Nicht gelungen hingegen ist die Gestaltung der anderen Dimension. Die ist eine wenig fantasievolle Urlandschaft, in der die grünlich schimmernde Energie lavagleich dahinfließt und alles mitreißt, was sich ihr in den Weg stellt. An den amerikanischen Kinokassen sind "Die Fantastischen Vier" am Startwochenende weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ein Film, der in verschiedenen Dimensionen spielt, sorgt eben nicht automatisch auch dafür, dass Geschichte und Figuren mehrdimensional werden.