Amnesty zu Traiskirchen: Unmenschlich

Fast täglich kommen aus dem Flüchtlingslager Traiskirchen neue Berichte über menschenunwürdige und menschenrechtswidrige Zustände. Heute hat Amnesty international seinen Bericht vorgestellt, und der findet deutliche Worte: Von Elend und Barbarei in Traiskirchen war bei der Pressekonferenz die Rede: Obdachlosigkeit, kaum Wasser zum Trinken, geschweige denn zum Waschen, sogar Babys medizinisch unversorgt, eine völlige Desorganisation in diesem Erstaufnahmezentrum, die jeder Beschreibung spotte.

Zelte stehen auf dem Gelände der immer noch überfüllten "Erstaufnahmestelle Ost" in Traiskirchen

Zelte stehen auf dem Gelände der immer noch überfüllten "Erstaufnahmestelle Ost" in Traiskirchen

APA/GEORG HOCHMUTH

Mittagsjournal, 14.8.2015

Menschenunwürdig

Die Situation in Traiskirchen ist für Amnesty Österreich ein Skandal der Ignoranz, der Nachlässigkeit und des Desinteresses. Die Obdachlosigkeit bleibt das Hauptproblem. Aber Amnesty kritisiert heute auch, dass Asylwerber sich tagelang in der Hitze anstellen müssen für Identitätskarten. Zählkarten, die ihnen das Anstellen in der Hitze ersparen würden, gibt es nicht.

Daniela Pichler, die Leiterin der Amnesty-Untersuchung in Traiskirchen war, sagt: Frauen mit kleinen Kindern bekommen kein Essen. Dazu kommen Probleme mit der Trinkwasserversorgung: Die Information, dass man in Österreich Leitungswasser ohne Risiko trinken kann, werde nicht genug verbreitet.

Menschenunwürdig seien auch die gemeinsamen und nicht ausreichend abgeschirmten Duschen für Männer und Frauen. Amnesty-Generalsekretär Heinz Patzelt sagt, das sei widerwärtig, dass der Staat die Trennwände nicht organisieren kann.

Es gehe nicht primär um mehr Geld oder mehr Platz. Patzelt nennt ein weiteres Beispiel: wen Vater und Sohn Wohnkarten für unterschiedliche Quartiere bekommen.

Völlig unzureichend sei auch die medizinische Versorgung. Amnesty-Arzt Siroos Mirzaei sagt, 4 Ärzte seien mit der Erstuntersuchung beschäftigt und hätten keine Zeit Kranke zu versorgen.

Gratis-Unterstützung von Ärzte ohne Grenzen hat das Innenministerium bisher nicht angenommen. Speziell neu angekommene Familien bei den vom Innenministerium als "Wartebereich" bezeichneten Bussen, seien unterversorgt. Heinz Patzelt: schwer kranke Babys liegen am Boden neben eienm Bus im Schatten und werden nicht versorgt.

Der Amnesty-Generalsekretär spricht von einer widerwärtigen Politik und einem unerträglichen Quoten-Ping-Pong. Er sieht vor allem Bürgermeister und Landeshauptleute als Verantwortliche, weil Quartiere verhindert würden. Niederösterreich habe am wenigsten Quartiere und nur deshalb eine gute Quotenerfüllung, weil Traiskirchen eingerechnet wird. Und so sagt Patzelt in Richtung Landeshauptmann Erwin Pröll: Wer sich mit Obdachlosen schmückt, müsse auch für sie Verantwortung übernehmen.