Geheimsache Zementwerke

Die acht Zementwerke in Österreich sind in den vergangenen Jahrzehnten zu Müllverbrennungsanlagen geworden. Wie riskant das sein kann, hat der HCB-Skandal im Görtschitzstal gezeigt. Greenpeace hat nun versucht herauszufinden, in welchem Ausmaß andere gefährliche Substanzen wie Quecksilber, Arsen und PVC in den Zementwerken verbrannt werden. Doch das ist im Wesentlichen Amtsgeheimnis.

Mörtelkelle in einer Schubkarre voller Zement

APA/dpa-Zentralbild/Britta Peder

Morgenjournal, 17.8.2015

Giftiger Müll

1.400 Grad müssen erreicht werden beim Kalkbrennen. In den österreichischen Zementwerken gelingt das zu 80 Prozent durch Abfälle als Brennstoff. Kohle und Öl kommen kaum zum Einsatz, sagt Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster.

Laut dem Greenpeace-Report gibt es keinen neuen Umweltskandal. Aber die österreichischen Behörden haben 680 Abfallarten zur Verbrennung genehmigt, 20 davon sind gefährlich, sagt Schuster, hundert können bei der Verbrennung gefährlich werden, etwa manche Kunststoffe, Altöle und Lösungsmittel, aber keine Behörde habe Auskunft gegeben, was tatsächlich verbrannt wird. Amtsgeheimnis und Datenschutz lautet die Begründung. Die Zementwerke argumentieren, die Konkurrenz dürfe nicht erfahren, mit welchem Müll sie ein Geschäft machen, sagt Schuster.

Unzureichende Abgasmessungen

Die Devise muss laut Greenpeace lauten: Lernen aus dem Kärntner HCB-Skandal. Dort mussten die Behörden wissen, dass HCB in die Luft gelangen könnte. Trotzdem haben sie nur allgemeine Abgasmessungen vorgeschrieben - und keine speziellen HCB-Messungen. Ein generelles Problem, laut Schuster. Es gebe kein Zementwerk in Österreich, das über das Gesetz hinausgehende Messungen machen muss.

Allerdings würden laut diesem Zementwerk in Gmunden derzeit keine Schmieröle verbrannt, die chlorhaltige PCBs enthalten.
Stichwort Chlor: Weil krebserregenden Dioxine entstehen könnten, fordert Greenpeace ein Verbot der Verbrennung von Plastik aus PVC in allen acht Zementwerken.

Auch dass Dioxine im Abgas nur zwei mal im Jahr gemessen werden, wird kritisiert. Und damit giftige Substanzen mit Sicherheit zerstört werden, fordert Greenpeace Rauchgas-Nachverbrennungsanlagen und Quecksilberabscheider. Die gibt es derzeit nur in je einem Werk.

Die Zementindustrie begrüßt grundsätzlich die Greenpeace-Mahnung zur Vorsicht, sagt ihr Sprecher Sebastian Spaun. Allerdings seien die Abgasreinigungsanlagen in Österreich am höchsten umwelttechnischen Standard der Welt. Man werde weiter in den Umweltschutz investieren. Nur ein völliges Verbot der PVC-Verbrennung sei schwer möglich. Bei Bauabfällen seien fast immer geringe Mengen an PVC-Rohren dabei.