Gauck: "Gegen Dunkeldeutschland"
Nach den gewalttätigen Protesten und Brandanschlägen auf bestehende und geplante Flüchtlingsheime gibt sich die deutsche Politspitze in mehreren Einrichtungen regelrecht die Klinke in die Hand. Bundeskanzlerin Merkel, die bisher noch nie in einem Flüchtlingsheim war, ist heute im sächsischen Heidenau zu Besuch. Bundespräsident Joachim Gauck hat sich eine Notunterkunft in Berlin-Wilmersdorf angesehen. Dabei hat Gauck die Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Heime als wörtlich "Dunkeldeutschland" verurteilt.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 26.8.2015
Aus Deutschland,
Ein Vermummter wirft in der Nacht einen Brandsatz in eine Unterkunft in Leipzig, dort hätten heute 56 Flüchtlinge einziehen sollen - der jüngste Anschlag gegen ein Asylwerberheim in Deutschland in dieser Woche. Bundespräsident Joachim Gauck will auf seine Weise ein Zeichen gegen die Gewalt setzen, er besucht heute eine Notunterkunft im ehemaligen Rathausgebäude von Berlin-Wilmersdorf. Mehr als 500 Menschen haben dort vor kurzem eine neue Bleibe gefunden, sie werden auch von einer Nachbarschafts-Initiative unterstützt.
Für Bundespräsident Gauck sind es die Hunderttausenden Freiwilligen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, die ein Zeichen gegen Hetzer und Brandstifter setzen: sie zeigen es gebe ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstelle gegen das dunkle Deutschland mit Attacken und fremdenfeindliche Aktionen. Die Übergriffe auf Asylwerberheime verurteilt Gauck und setzt darauf, dass der Rechtsstaat mit aller Härte gegen Straftäter vorgeht.
Bundespräsident Gauck appelliert an seine Landsleute, sich der Herausforderung von 800.000 Flüchtlingen in diesem Jahr zu stellen. Deutschland könne das schaffen, die Politik müsse die Ängste der Menschen aber auch ernst nehmen.
Mit diesen Ängsten wird Bundeskanzlerin Angela Merkel heute konfrontiert, wenn sie das Heim im sächsischen Heidenau besucht. Dort haben sich am Wochenende hunderte rechtsradikale mehrere Gemetzel mit der Polizei geliefert. Am Montag hat SPD-Chef Sigmar Gabriel Heidenau besucht und die Demonstranten als Pack bezeichnet, seither ist die SPD-Zentrale mit rassistischen Drohungen bis hin zu einer Bombendrohung konfrontiert. Auch das für Flüchtlinge zuständige Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales hat eine Bombendrohung erhalten.