Rotes Kreuz beklagt Notarzt-Mangel
Dem Roten Kreuz gehen die Notärzte aus. Grund dafür ist die neue Arbeitszeitregelung für Mediziner von maximal 48 Stunden pro Woche. Da die meisten Ärzte in Spitälern angestellt sind und dort bereits ihr Arbeitszeitkontingent von 48 Stunden ausschöpfen, dürfen sie darüberhinaus laut Gesetz nicht noch zusätzlich als Notärzte Dienst machen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 29.8.2015
Problem europäische Arbeitszeitrichtlinie
An der Zahl der Ärzte mit Notfallausbildung mangelt es nicht, sagt der Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer.
Das Problem hänge einerseits mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie zusammen, das heißt Spitalsärzte dürfen nur maximal 48 Wochenstunden arbeiten, so Schöpfer. Früher hätten die Notärzte über Werkvertrag fahren können. Da haben sich aber die Sozialversicherungen quergelegt. Sie forderten, dass die Tätigkeit eines Notarztes eine angestellte Tätigkeit sein müsse. Dazu brauche es einen Dienstvertrag und damit wird diese Arbeitszeit eingerechnet, erklärt Schöpfer. In einigen Bundesländern sind die Spitäler bereit, Notärzte quasi aufs Zeitbudget des Spitals zur Verfügung zu stellen, sagt Rot-Kreuz-Chef Schöpfer, in anderen nicht. Und, je dünner besiedelt ein Bezirk, desto schwieriger wird es auch, ständig und rund um die Uhr einen Notarzt an Bord zu haben. Schöpfer: "Es gibt bereits Situationen wo wir normalerweise einen Notarzt vor Ort haben müssten und es nicht haben. Ich denke da an Liezen in der Obersteiermark", sagt Schöpfer.
Rotes Kreuz hofft auf Lösung
Notärzte eigens beim Rot Kreuz anzustellen, statt sie quasi aus den Krankenhäusern nebenberuflich zuzukaufen, das hält Rot-Kreuz-Präsident Schöpfer für keine so gute Idee: "Notärzte die fahren und beim Landeskrankenhaus tätig sind und damit täglich mit vielen Fällen konfrontiert sind und somit am letzten Stand der Kenntnisse sind, sind sicherlich besser als Notärzte, die nur für eine Rettungsinstitution fahren, weil sie nie auf diese hohen Fallzahlen kommen." Das Rote Kreuz will jetzt beim Sozialministerium erreichen, und ist voller Hoffnung, dass es auch gelingt, dass die Notarztwagen-Tätigkeit nicht ins Arbeitszeitkontingent von 48 Stunden eingerechnet wird.
Einigung bis Jahresende erhofft
Von außen besehen paradox: Da sind sich alle einig, dass die Spitalsärzte bisher zu lange gearbeitet haben, und da schlagen nun die Notarztwagen-Betreiber wieder die Gegenrichtung ein. Rot-Kreuz-Chef Schöpfer sieht da keinen Widerspruch: "Es ist eine hochqualitative Arbeit aber es ist im wesentlichen auch Bereitschaftszeit." Eine Schicht als Rot-Kreuz-Notarzt sei weniger intensiv als eine Schicht im Krankenhaus, meint Gerald Schöpfer. Verhandlungen mit dem Sozialministerium über eine Änderung des Gesetzes im Sinne der Notarztwagen-Betreiber ist im Gange. Das Rote Kreuz hofft auf eine Lösung bis Jahresende.