Doku zeigt fatale Vorgehensweise

"Landraub"

„Kaufen Sie Land, es wird keines mehr gemacht“. Dieses Zitat von Mark Twain nehmen immer mehr Investoren im Bereich der Landwirtschaft ernst. Denn mit Ackerbau jeglicher Art lässt sich gutes Geld verdienen. Die fatalen strukturellen Auswirkungen dokumentiert die Dokumentation „Landraub“ von Kurt Langbein und Christian Brüser mit Bildern von mehreren Kontinenten. Ab morgen läuft „Landraub“ in den heimischen Kinos.

Morgenjournal, 17.09.2015

Die Hütten wurden abgebrannt, die Reisfelder zerstört, die Menschen vertrieben. Um Zuckerrohr anzubauen, wurde in Kambodscha Land neu verteilt. Dabei sind die staatlichen Einsatzkräfte nicht zimperlich vorgegangen, immerhin ist der Direktor der Zuckerfabrik der Schwiegersohn eines Senators: der Zucker sei vielleicht süss, doch das Herz des Senators bitter, klagt eine der Vertriebenen.

600.000 Bauern wurden in Kambodscha mittlerweile von ihrem Land gejagt, mehr als 60 Prozent des Ackerbodens wurde an Investoren verteilt, ein klassischer Fall von Landraub. Nicht immer herrscht jene Skrupellosigkeit wie in Kambodscha, doch auch wenn man Verträge unterzeichnet, seien diese oft schwer durchschaubar, erklärt der Autor und Regisseur Kurt Langbein.

Gemeinsam mit Co-Regisseur Christian Brüser zeigt Kurt Langbein mehrere Fälle von Landraub auf, etwa beim Ackerbau in Rumänien, Gemüseananbau in Äthiopien, bei Plamölplantagen in Indonesien. Der Trend zum Landraub hat vor allem mit der Finanzkrise 2008 zu tun. Danach wurde Ackerland als lukratives Investment erkannt, die Nahrungsmittel-Preise würden auf lange Sicht hoch bleiben, so ein Branchen-Berater.

Doch der film steckt aber in einem Dilemma, denn längst lassen sich die Zusammenhänge der weltweiten Landwirtschaft nicht mehr in geordneten Feindbildern fassen, hier David, dort Goliath. Wenn die EU etwa ein Zollerleichterungsprogramm für Importe aus armen Ländern startet – an sich also eine gute Absicht - damit aber indirekt Menschenrechtsverletzungen wie beim Zuckerimport aus Kambodscha fördert, dann sieht man die Komplexität, mit der man es zu tun hat. Viele Konzerne profitierten von diesem Programm wird der deutsche EU-Grün-Politiker Martin Häusling zitiert.

Derartige Komplexität kann der Film nur streifen kann, er setzt letztlich auf plakative Zuspitzungen, die beim Zuseher Denkprozesse auslösen sollen. Freilich verhehlt der Film seine Sympathie für die Kleinbauern nicht, und unterstreicht das mit überdeutlichen Symbolbildern. Monströse Traktoren oder riesige Zuckerberge verweisen auf die Übermacht der Konzerne, Getreidelawinen bewegen sich auf die Kamera zu. Wer nicht aufpasst, wird hier definitiv überrollt und erstickt.