Gedichte von Robert Schindel
Scharlachnatter
Nach sieben Jahren, in denen er neben einem Essayband über jüdische Leit- und Leidensmotive seinen zweiten großen Roman, "Der Kalte" (2013), publizierte, legt Robert Schindel ein lyrisches Buch vor.
8. April 2017, 21:58
Service
Robert Schindel: "Scharlachnatter", Gedichte, Suhrkamp Verlag
Gedichte von Robert Schindel tragen gerne einen Trauerflor. Das hängt damit zusammen, dass sich der Tod so häufig einschleicht in sie. Er kommt auf natürliche Weise, sucht Menschen heim, einfach so. Eines der schönsten Gedichte ist dem Tod der Mutter gewidmet. Darin heißt es: "Als du starbst fielen / Die Sonnen der Kindheit / Ins Jetzt".
Eine Vielfalt an Formen probiert Schindel durch - jedes Gedicht ein Singulär, jedes Gedicht ein Neubeginn. Diese Verpflichtung, nicht auf der Stelle zu treten, wirkt sich unmittelbar auf jedes einzelne Gedicht aus. Es findet jeweils eine Bewegung statt, ein Abrücken von der Ausgangsidee. Eine Beobachtung, ein Eindruck, ein Ereignis werden notiert und weiter getrieben. Die Haltung des Verfassers bleibt die Konstante in diesem Bollwerk der Vielschichtigkeit. Es ist nicht gut bestell um diese unsere Welt, lautet der Grundtenor. Wo man hinschaut Unglück, Elend, Untergang. Kein Grund zur Verzweiflung für Schindel, der seine Sprache zur Anwendung bringt, um dem niederschmetternden Befund wenigstens mit Ironie zu begegnen.