Griechenland hat gewählt: Syriza gewinnt klar

Alexis Tsipras war zurückgetreten und hatte den Weg für Neuwahlen freigemacht, weil er seinen politischen Kurs vom Volk bestätigen lassen wollte. Das ist ihm gelungen. Meinungsumfragen hatten einen sehr knappen Wahlausgang erwarten lassen. Mit mehr als 35 Prozent der Stimmen für die Partei Syriza ist der Weg frei für die Fortsetzung der Koalition mit der rechtspopulistischen Anel.

Alexis Tsipras

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Morgenjournal, 21.09.2015

Koalitionsregierung fortsetzen

Die Menge jubelt, als Alexis Tsipras die Bühne betritt und den Wählern für das Vertrauen dankt. 35 Prozent hat Syriza erreicht, nur einen Prozentpunkt weniger als im Jänner. "Wir haben eine harte und schwierige Schlacht geschlagen. Ich fühle mich bestätigt, das griechische Volk hat uns ein klares Mandat gegeben, den Kampf innerhalb und außerhalb unserer Landes fortzusetzen", sagte Tsipras. Kurz darauf betritt Panos Kammenos von den Unabhängigen Griechen die Bühne, und beide kündigen an, die Koalitionsregierung fortzusetzen, die bereits morgen ins Amt eingeführt werden könnte.

Enttäuschung bei Wahlverlierern

Katerstimmung herrscht dagegen in der Wahlkampfzentrale der Nea Dimokratia, auch wenn sie ihren Stimmenanteil leicht ausbauen konnte. Ein Parteimitglied glaubt an baldige Neuwahlen: "Syriza ist keine einheitliche Partei. Es gibt weiter Abgeordnete, die gegen das Memorandum sind. Sie werden nicht alle Gesetze beschließen können, und vielleicht stehen wir in einem Jahr schon wieder hier."

Ähnlich schaut es bei der sozialdemokratischen Pasok aus, die sich mehr Stimmen erhofft, und sich schon als fixen Teil einer künftigen Regierungskonstellation gesehen hatte. Daraus wird jetzt nichts, klagt ein Vorstandsmitglied. Und das, obwohl Tsipras die Griechen angelogen habe.

Lange Geschichte auch bei der Volksunion, deren Abspaltung von Syriza die Neuwahlen ausgelöst hat. Sie will ihren Protest gegen die Austeritätspolitik jetzt auf der Straße und durch Streikaktionen fortsetzen.

Auf Platz drei konnte die offen neonazistische Goldene Morgenröte ihre Stimmenanteil leicht ausbauen.

Wie wahlmüde die Griechen sind, zeigt die deutlich gesunkene Wahlbeteiligung. 44 Prozent sind bei dieser Wahl zuhause geblieben.