James-Dean-Biopic "Life"

1955 spaziert James Dean mit aufgestelltem Mantelkragen und Zigarette im Mund durch den Regen auf dem Times Square, begleitet vom "Life"-Fotografen Dennis Stock, der den Auslöser drückt. Ein Foto, das längst in das kollektive Bildergedächtnis des 20. Jahrhunderts eingegangen ist. Dass die Entstehung des Bildes mehr ein Zufallstreffer und eigentlich ziemlich banal war, zeigt nun der Film "Life". Er spürt den Grob- und Feinheiten im Verhältnis von Fotograf Stock und Schauspieler James Dean nach.

Mittagsjournal, 24.9.2015

Noch kein wirklicher Star, aber längst auch kein Unbekannter mehr. Als James Dean die Rolle für das Drama "Jenseits von Eden" annahm, war er bereits eine Broadway-Berühmtheit. Als der Fotograf Dennis Stock, selbst am Beginn seiner Karriere, James Dean im Frühjahr 1955 im Kino sieht, erkennt er das visuelle Potenzial des Schauspielers und wittert seine Chance. Doch sein Verleger vom Fotomagazin "Life" ist skeptisch.

Regisseur Anton Corbijn widersteht im Film "Life" dem Versuch, sich den Legenden rund um die Legende anzudienen, er stellt konsequent das Verhältnis zwischen Dennis Stock und James Dean in den Mittelpunkt, in einem sensiblen Moment beider Karrieren. Wer hilft hier also wem? Wer nützt hier wem? Wer profitiert von wem und wer schiebt wessen Karriere mehr an? Regisseur Corbijn, selbst ein bekannter Fotograf, sieht hier parallelen zu seinem eigenen Werdegang. In einer derartigen Phase helfe man sich gegenseitig, so Corbin, bis einer eben zum Star aufsteige.

Der Film nistet sich im Spannungsfeld einer Freundschaft mit Fallstricken ein, begleitet vom Dilemma des Fotografen: Kommt man sich zu nahe, fehlt die professionelle Distanz, und der Star tut was er will. Ist die Distanz zu groß, bleiben die Bilder seelenlos. Es dauert einen ganzen Film, bis Inszenierungen und Widerstände auf beiden Seiten aufgegeben werden, bis die Balance von persönlichem und beruflichem Interesse gefunden ist, bis das Naheverhältnis jegliches Kalkül überwunden hat. James Dean war es wichtig, einen Freund mit eigener Meinung zu haben, sagt Regisseur Corbijn.

Behutsam legt der Film "Life" von der Ikonengeschichte Verschüttetes frei, private Nöte und Sehnsüchte, Dennis Stocks Familienentfremdung und seinen Hang zu Beruhigungsmitteln, James Deans Zerbrechlichkeit im Angesicht des Starsystems, seine Wunsch nach einem einfachen Landleben in Indiana, verewigt auf Dennis Stocks Fotos: Der Star vor einem Traktor, mit einer Bongo-Trommel zwischen Kühen, beim Buchlesen mit dem Neffen. James Dean, hier ein etwas anderer Rebell.