Samar Yazbek reist in ihre zerstörte Heimat

Die gestohlene Revolution in Syrien

Die syrische Journalistin Samar Yazbek musste aus ihrer Heimat fliehen, kehrte aber wiederholt heimlich zurück. Ihr Fazit: Aus der ursprünglich friedlichen Protestbewegung gegen ein Unrechtsregime wurde ein Krieg, von dem mittlerweile die Terrormiliz "Islamischer Staat" profitiert. "Die gestohlene Revolution. Reise in mein zerstörtes Syrien" lautet der Titel von Samar Yazbeks Reisebericht.

Kontext, 25.09.2015

Samar Yazbek lebt mit ihrer Tochter in Paris, ihre Bücher wurden vom schwedischen und vom britischen PEN-Club ausgezeichnet. In einem Interview mit der britischen Tageszeitung "The Guardian" schilderte die Autorin unlängst, wie schmerzhaft das Exil für sie sei und dass sie sich gedanklich nicht von ihrem zerstörten Heimatland lösen kann.

Geboren wurde Samar Yazbek 1970 in Syrien. Sie stammt aus einer großbürgerlichen alawitischen Familie – und gehört damit eigentlich zu jener syrischen Elite, die Syrien bis 2011 kontrollierte. Dennoch wandte sie sich von Assad ab und wurde in der Folge von ihrer Familie verstoßen.

Verstoßen fühlt sich die syrische Zivilbevölkerung aber auch vom Westen, der zwar den IS im Blick hat, Assads Bomben hingegen nicht, schreibt Samar Yazbek im Nachwort zur deutschen Übersetzung ihres Reiseberichts, der bis in den September 2014 datiert reicht.

"Die gestohlene Revolution" ist mehr als Reportage, es handelt sich um literarischen Journalismus – eine Seltenheit im deutschen Sprachraum. Die Autorin lässt sich Zeit für Szenen und für Charaktere, die sie auf ihren drei Reisen nach Syrien kennenlernt. Viele Protagonisten leben heute nicht mehr. Wie es so weit kommen konnte, das erklärt die politische Analyse, die Samar Yazbek gekonnt zwischen den Zeilen versteckt.

Service

Samar Yazbek, "Die gestohlene Revolution. Reise in mein zerstörtes Syrien", Verlag Nagel und Kimche