Entwicklungshilfe: NGOs fordern Aufstockung

Dass Österreich in Sachen Entwicklungszusammenarbeit nach wie vor säumig ist, führt jetzt auch zu Kritik von Hilfsorganisationen. 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sollte Österreich für Entwicklungszusammenarbeit leisten. Zuletzt waren es gerade einmal 0,26 Prozent. Im Mai wurde ein Stufenplan zur Aufstockung der Mittel angekündigt, aber bisher sei nichts passiert, bemängeln Nichtregierungsorganisationen.

Mittagsjournal, 2.10.2015

"Leere Versprechungen sind fatal"

Seit Jahren wurde mehr Geld für Entwicklungszusammenarbeit versprochen, sagt Annelies Vilim, Geschäftsführerin des entwicklungspolitischen Dachverbandes Globale Verantwortung: "Nichts von diesen Versprechungen ist je passiert, bislang noch nicht. Ich schließe daraus, dass das leere Versprechungen sind, die allerdings fatal sind."

Denn wenn nicht vor Ort in den Krisenländern Geld investiert wird, werden immer mehr Menschen zur Flucht gezwungen, so Vilim: "Dort, wo Menschen verhungern, produzieren wir die nächsten Flüchtlingswellen."

Diakonie: Finanzminister gefordert

Auch Diakonie-Direktor Michael Chalupka ortet in Sachen Entwicklungszusammenarbeit mangelndes Engagement von Seiten der Regierung: "Die Aufmerksamkeit ist immer noch nicht hoch genug. Man glaubt, mit Beteuerungen und Vertröstungen durchzukommen. Man nimmt das Problem immer noch nicht ernst genug."

Gefordert sei jetzt der Finanzminister, sagt Chalupka: "Bei seiner Budgetrede Mitte Oktober muss dieser Stufenplan Teil des Budgets sein. Sonst hat die Regierung ihr Ziel in dem Bereich verfehlt."

Caritas: "Aktuelle Krise bringt wichtigen Schub"

Derzeit muss die Regierung einiges Geld in die Hand nehmen, um den Flüchtlingen hier in Österreich zu helfen. Könnte das ein Grund dafür sein, weshalb die Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit nicht aufgestockt werden? Helene Unterguggenberger von der Caritas: "Ich glaube, dass gerade die aktuelle Flüchtlingskrise einen wichtigen Schub bringen sollte, dass klar ersichtlich wird, dass es auch Unterstützung in den Herkunftsländern der Flüchtlinge braucht." Es brauche einen Stufenplan bis Ende des Jahres, so Unterguggenberger.

"Könnten uns viele Probleme ersparen"

Auch Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes, glaubt, dass die aktuelle Flüchtlingskrise hier einiges bewirken könnte. Es sei klar, "dass Entwicklungspolitik notwendig ist und dass wir uns in Europa selbst viele Probleme ersparen könnten, wenn wir Geld in die Hand nehmen, um die Probleme vor Ort zu lösen." Er sei optimistisch, dass die Regierung ihr Versprechen einlösen wird, so Schöpfer.