Von Noah Charney

Auf den Spuren berühmter Kunstfälscher

In seinem Buch "Original Meisterfälscher. Ego, Geld und Größenwahn" beschreibt der Kunsthistoriker Noah Charney, wie es den raffiniertesten Meisterfälschern der letzten Jahrhunderte gelang, die Welt an der Nase herumzuführen. Und was letzten Endes doch zu ihrer Enttarnung geführt hat.

Buchcover-Ausschnitt, Das Mädchen mit dem Perlenohrring als Fälschung

BRANDSTÄTTER VERLAG

Kontext, 16.10.2015

Am bekanntesten im deutschsprachigen Raum ist wohl Wolfgang Beltracchi, der sich auf die Fälschung der Malerei des frühen 20. Jahrhunderts spezialisierte. Er fertigte, wie die meisten seiner Zunft, keine exakten Kopien von bereits bekannten Gemälden an, sondern übernahm den Stil der großen Meister und gab sie als deren Werk aus. 2011 wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und avancierte später, als Freigänger, zum Medienstar. Wie viele seiner Kollegen hatte er kaum mit negativer Publicity zu rechnen. Denn Kunstfälschern wird gern Beifall gezollt. Als Kriminelle werden sie in der Öffentlichkeit meist nicht wahrgenommen, meint Noah Charney.

Aber warum wird man überhaupt zum Fälscher? Ist es nur das Geld? Die Motive der überführten Betrüger stellt Autor Noah Charney in den Vordergrund seiner Geschichte der Kunstfälschungen. Über 120 Biografien hat er dafür studiert, rund 60 Fälle haben es bis ins Buch geschafft. Genie, Stolz, Rache, Ruhm – so lauten jetzt unter anderem die Kapitelüberschriften. Eben jene Beweggründe, die aus einem mehr oder weniger begabten Künstler einen Hochstapler machten.

Die Welt möchte getäuscht werden, schreibt Noah Charney…vor allem die Kunstwelt. Wie sonst sei zu erklären, dass forensische Tests, die so manches Kuckucksei in den internationalen Sammlungen enttarnen könnten, nur selten Anwendung finden? Stattdessen verlässt sich etwa der Kunsthandel nach wie vor auf die Meinung von Experten, so der Autor.

Kurz, gegen Ende seines Buches, kommt der Autor der Vollständigkeit halber auf Fälschungen aus anderen Disziplinen zu sprechen, aus der Geschichte etwa, der Literatur oder der Reliquienkunde. Stichwort: Turiner Grabtuch. Im Anhang finden Interessierte außerdem ein ausführliches Glossar wissenschaftlicher Testmethoden.

Noah Charneys Geschichte der Meister-Fälscher lässt wenig Fragen offen. Und ist dennoch eine auch für Laien spannende Lektüre, voller Anekdoten und reich bebildert. Dank des ansprechenden Layouts auch für die Augen ein Genuss.

Service

Noah Charney, "Original Meisterfälscher. Ego, Geld und Größenwahn", Brandstätter Verlag