"The Walk" zwischen den Zwillingstürmen
Am 21. Oktober 2015 wäre es soweit: an diesem Tag landet der von Michael J. Fox gespielte Marty McFly im Film "Zurück in die Zukunft" in der Zukunft. Zwischen 1985 und 1990 realisierte der US-amerikanische Regisseur Robert Zemeckis seine Kult-Trilogie für das Kino, Filme wie "Forrest Gump" oder zuletzt "The Flight" folgten. Diese Woche kommt sein neuer Film in die Kinos.
8. April 2017, 21:58
"The Walk" mit Hollywood-Star Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle, erzählt die Geschichte des Hochseilartisten Philippe Petit, der 1974 mit seinem Drahtseilakt zwischen den Türmen des World Trade Centers weltweit für Aufsehen sorgte.

Der erste Schritt: Philippe Petit (Joseph Gordon-Levitt) beginnt seinen Weg über den Wolken.
SONY PICTURES RELEASING GMBH
Mittagsjournal, 20.10.2015
Höhenangst ist bei diesem Film ein schlechter Kinobegleiter. Wohl selten wird die 3D-Technik so effektiv genutzt, wie hier, bei Robert Zemeckis Inszenierung von Philippe Petit`s Drahtseilakt zwischen den Twin Towers: in 400 Metern Höhe - natürlich ohne Sicherheitsseil. Doch bis es in "The Walk" soweit ist, vergehen viele Kinominuten. Zemeckis erzählt im Film von Petits Anfängen als Straßenkünstler in Paris und seinen Lehrstunden bei Papa Rudy einem Hochseilartisten im Zirkus; dann von den minutiösen Recherchen Petits und seiner Kumpanen, die in den noch nicht fertig gebauten Türmen den Clou vorbereiten.
Eine logistische Meisterleistung, so Regisseur Zemeckis. Illegal und gefährlich, alles musste genau getimt sein - der perfekte Stoff für einen Spielfilm. "The Walk" ist dabei ein Film mit zwei Gesichtern: Vor allem in der ersten Hälfte wird da allzu märchenhaft Petits Werdegang nachgezeichnet, zu offensiv stellt Zemeckis sein Spiel mit der digitalen Trickkiste aus. Doch in New York angekommen, nimmt der Film Fahrt auf: Spannend in den unscheinbarsten Momenten, lustvoll erzählt und schließlich kommt jene rund 20-minütige-Szene, auf die der ganze Film hin-konstruiert ist.
Das Drahtseil knirscht unter der Spannung, und der Zuschauer balanciert gemeinsam mit Philippe Petit auf einem Seil zwischen den Zwillingstürmen, gefilmt aus immer neuen Perspektiven: darunter die Häuserschluchten New Yorks, links und rechts die Polizisten, die versuchen den Artisten von seinem Seil zu holen.
Hauptwerk eines Künstlers
Petit selbst hat seine Erinnerungen an den Tag bereits im Buch "Über mir der offene Himmel" niedergeschrieben, auf dem auch die Oscar prämierte Dokumentation "Man on Wire" (2007) basiert. Robert Zemeckis, der diesen Drahtseilakt als das Hauptwerk eines Künstlers beschreibt, arbeitete damals bereits an "The Walk": "Petit sah in diesen Gebäuden zwei Türme, die extra für ihn erbaut worden sind. Und nach einer ersten Idee gab es kein Zurück mehr. Selten kann ein Künstler die Frage nach dem Warum beantworten. Warum hast du diese Musik geschrieben, dieses Bild gemalt, diesen Film gedreht? Das ist einfach etwas, das getan werden muss."
Mit seinem Drahtseilakt hauchte Petit den damals, von den New Yorkern noch wenig geliebten Twin Towers Leben ein. Und so ist der Film "The Walk" nicht nur eine Hommage an den Hochseilartisten Petit, sondern vor allem auch eine Liebeserklärung an das World Trade Center selbst, das hier noch einmal als Herzstück der New Yorker Skyline in den Himmel ragt.