Konservativer Umbruch in Polen

8. April 2017, 21:58

Sprachrohr der Modernisierungsverlierer

Ich heiße Szydlo. Beata Szydlo - mit dieser Anspielung auf Agent 007 stellte sie sich im Juni beim Parteitag der PiS als Spitzenkandidatin für die Parlamentswahlen vor. Seither trägt Beata Szydlo den Beinamen – Kaczynskis Bond Girl. Dass Jaroslaw Kaczynski ihr Mentor ist, das vergisst die 52-Jährige bei keiner Gelegenheit zu betonen.

Viel ist nicht bekannt über Beata Szydlo. Historikerin, verheiratet, 2 Kinder, Bürgermeisterin einer Kleinstadt. Bis sie vor 5 Jahren vonKaczynski in die Parteizentrale geholt wurde. Ihre Sporen verdient sie sich bei den Präsidentenwahlen im Mai dieses Jahres: als Wahlkampfleiterin von Andrzej Duda trägt sie maßgeblich zu dessen Wahlerfolg bei. In ihren politischen Aussagen fährt Szydlo den klassischen PiS-Kurs: viel Polen, viel Nationalgefühl, viel Tradition.

Sie versteht sich als Sprachrohr der Modernisierungsverlierer. Zu Europa hat sich Szydlo bisher wenig geäußert, nur so viel: es gelte Polens Interessen in der EU zu schützen.
Wie viel Kooperationsbereitschaft sie künftig auf europäischer Ebene an den Tag legen wird, können auch Experten nur schlecht einschätzen. Vor allem, weil nicht klar ist, wie sehr sie am Gängelband von Hardliner Jaroslaw Kaczynski hängt. Aber vielleicht brauche man sich auch gar nicht so viel Gedanken über sie zu machen, meinen viele hier. Wer weiß, wie lange sie Regierungschefin bleibt.

Möglicherweise wird Kaczynski die burschikose Szydlo ja schon bald ablösen und selbst den Posten des Premiers übernehmen. Damit hat er schon einmal überrascht, nach den Wahlen 2005. Dass Beata Szydlo am Wahlabend Jaroslaw Kaczynski als Herr Premierminister anspricht, werten viele hier schon als eindeutigen Hinweis.

Andere warnen: man sollte sie nicht unterschätzen, sie habe an Profil gewonnen und vielleicht wird sie ihrer Aussage – mein Name ist Szydlo, ich habe eine eigene Meinung – noch gerecht.