Schauspielerin Birgit Doll verstorben

Die Wiener Schauspielerin und Regisseurin Birgit Doll ist nach kurzer, schwerer Krankheit am Montag im Alter von 57 Jahren verstorben. In der Vorwoche hatte eine Falschmeldung des Schauspielers und Festivalleiters Alexander Waechter für Verwirrung gesorgt, der den Tod der "Nestroy"-Preisträgerin bekannt gegeben hatte. Dies wurde kurz darauf von der Familie dementiert.

Birgit Doll

Birgit Doll als Städterin, während einer Fotoprobe des Zweipersonen-Stückes "Späte Gegend", Volkstheater 2003

APA/GÜNTER R. ARTINGER

Doll war eine Charakterdarstellerin ersten Ranges - im Theater, Film und Fernsehen gleichermaßen erfolgreich. Sie spielte unter Michael Haneke, Ingmar Bergmann oder Florian Flicker und prägte das Wiener Volkstheater in der Ära Emmy Werner. Für ihre Rolle in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf...?" erhielt sie 2000 den "Nestroy"-Theaterpreis als beste Schauspielerin und für die Darstellung der Titelrolle in Franz Grillparzers "Libussa" im Volkstheater wurde sie 1992 mit der Kainz-Medaille ausgezeichnet.

Mittagsjournal, 28.10.2015

Das Künstlerinnenleben von Birgit Doll, dieser ungeheuer energischen, ausdrucksstarken, aber auch melancholischen Schauspielerin, ist nun, nachdem sie gegangen ist, gerahmt von Ödön von Horvaths Marianne aus seinen "Geschichten aus dem Wienerwald". Diese zerbrechliche und doch so starke Figur hat auch viel von der dunkelhaarigen, manchmal zugänglichen, manchmal unnahbar wirkenden Birgit Doll. 1979 spielte sie, da war sie noch am Max-Reinhardt-Seminar, als knapp über 20-Jährige diese Rolle an der Seite von Helmut Qualtinger in der berühmten Verfilmung durch Maximilian Schell.

Theater und Filmangebote kamen danach zuhauf - von den Salzburger Festspielen bis zum Burgtheater. Unter Ingmar Bergmann spielte sie am Theater in München in Molieres "Don Juan", aber auch unter Regiealtmeister Rudolf Noelte war Doll noch zu sehen. 1989 spielte Doll in Michael Hanekes frühem Film-Erfolg "Der siebte Kontinent". Jene Momente der Vereisung des Privatlebens konnte Doll überaus dicht verkörpern.

Doll bekam viele Preise: vom Bayrischen Filmpreis über die Kainz-Medaille bis zum "Nestroy" im Jahr 2000 als beste Schauspielerin. Da war sie schon lange der Star am Wiener Volkstheater in Emmy Werners Direktions-Zeit: In der spielte sie Grillparzers Libussa, die Nora oder die Medea. 1998 war sie die Suzie Washington in Florian Flickers gleichnamigen Film.

Immer wieder war Doll die Außenseiterin, die Unverträgliche, die Schwierige. Bald fing sie auch an zu inszenieren, zuletzt führte sie Regie wieder bei Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald" für das Landestheater Niederösterreich und die Arena in Baden. Und hier schließt sich leider viel zu früh der Kreis. Doll hätte noch grandiose Altersrollen spielen können, doch dies wird nun Konjunktiv bleiben.