Tippi Hedren Stargast bei Viennale

In "Die Vögel" wurde sie von wild gewordenen Krähen und Möwen schikaniert und in "Marnie" spielte sie eine geheimnisvolle Kleptomanin. Heute Abend ist Film-Ikone Tippi Hedren als Stargast der heurigen Viennale zu erleben. Einst als Entdeckung Alfred Hitchcocks gefeiert, endete die Zusammenarbeit mit dem Meisterregisseur mit einem heftigen Zerwürfnis.

Morgenjournal, 29.10.2015

Mit "Psycho" hatte Alfred Hitchcock 1960 einen riesigen Kassenerfolg abgeliefert und sich als Meister der Spannung etabliert. Ein Jahr später begann die Arbeit an "Die Vögel" und Hitchcock suchte ein neues Gesicht. Seine Wahl fiel auf die damals 31-jährige Tippi Hedren, die er in einem Werbespot entdeckte. Was Hitchcock seinen Schauspielern abverlangte, wusste Hedren zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Vogelattrappen waren defekt

In den Vorbesprechungen hieß es immer, die brisanten Szenen würden mit Vogelattrappen gedreht werden. Tippi Hedren: "Am Morgen kam der Regieassistent in meine Garderobe und konnte mir nicht in die Augen schauen und als ich ihn fragte, was los sei, stieß er hervor, die mechanischen Vogelattrappen funktionieren nicht, wir müssen mit echten Vögeln drehen. Damit verschwand er ohne ein weiteres Wort aus meiner Garderobe."

Fünf Tage lang ließen die Vogeltrainer Raben, Krähen und Möwen auf Hedren los. Die Angst, die im Film zu sehen ist, war deshalb nur zu einem Teil gespielt und Hedren brach schließlich unter dem Druck zusammen: "Ich hockte auf dem Boden, ein paar der Vögel waren noch an mir festgebunden und einer von ihnen saß auf meiner Schulter und pickte mir plötzlich ins Gesicht, nur haarscharf an meinem Auge vorbei und da hatte ich einen Nervenzusammenbruch und begann zu schreien."

"Hitchcock war dämonisch"

Solange es dem Realismus auf der Leinwand diente, konnte sich Tippi Hedren noch mit den Tricks und Spleens Hitchcocks abfinden. Doch schließlich setzte sich seine Obsession für die blonde Schauspielerin auch im Alltag fort. Tippi Hedren: "Er war dämonisch und es ging ihm da nicht darum, mit seiner furchterregenden Art irgendwelche besonderen Reaktionen von mir für die Leinwand zu bekommen. Wir hatten damals ja bereits die Vögel abgedreht und Marnie war auch bereits zu drei Vierteln im Kasten, als er sich plötzlich auf eine Art veränderte, die es mir unmöglich machte, noch einen Film mit ihm zu drehen."

"Chaplin spielte uns jede Rolle vor"

Die sexuellen Avancen Hitchcocks und die dauernde Überwachung wurden Hedren zu viel, und sie stieg vorzeitig aus ihrem Vertrag aus. Mit bedeutenden Hauptrollen war es damit vorbei, obwohl Hedren noch mit anderen großen Regisseuren drehte. So war sie in Charlie Chaplins letztem Film "Die Gräfin von Hongkong" zu sehen. Tippi Hedren: "Charlie ließ uns alle aufs Set kommen und dann spielte er uns jede unserer Rollen vor. Marlon Brando kam damit überhaupt nicht zurecht und wollte aussteigen, für mich war es aber ein großer Spaß, Charlie zuzuschauen wie er nacheinander in unsere Figuren schlüpfte und jedes Mal brillant war."

Die Viennale-Galavorstellung mit Alfred Hitchcocks Psychothriller "Marnie" läuft heute Abend um 20 Uhr im Wiener Gartenbaukino und Tippi Hedren wird anwesend sein und über ihre Erfahrungen mit dem obsessiven Meisterregisseur erzählen. Außerdem wird Hedren am 30. und 31. Oktober bei den beiden Vorstellungen von "Die Vögel" anwesend sein.

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