Neuauflage von Selma Lagerlöfs Erstlingswerk

Die Saga von Gösta Berling

In der Verkleidung von Sagen, Märchen und Balladen hat die schwedische Nobelpreisträgerin von 1909 aus einem bunten Panoramabild des Geschichtenerzählens einen Entwicklungsroman komponiert, in dem das Schicksal der Bewohner von Värmland gewürdigt wird.

Buch

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Mit 33 Jahren verfasste Selma Lagerlöf dieses Erstlingswerk, allerdings verhalf ihm erst eine dänische Rezension wenige Jahre nach dem Erscheinen 1891 auch in Schweden zum durchschlagenden Erfolg. Liest man es heute wieder, dann verblüfft die Zeitlosigkeit dieser Parabel. Lagerlöf ist eine Seelenkundige, die den Blick mit liebevollem Mitgefühl und zugleich mit der nüchternen Kennerschaft einer Psychologin auf die Menschen richtet. In vielen miteinander in Verbindung stehenden Einzelerzählungen erzählt sie von den Schicksalswegen großer und kleiner Helden, deren Leben in Bewegung geraten ist.

Service

Selma Lagerlöf, "Die Saga von Gösta Berling", aus dem Schwedischen von Paul Berf, Die Andere Bibliothek

Der Stoff des Werkes ist der Wirklichkeit entnommen: Da gibt es die zwölf Kavaliere, verarmte Adelige und vagabundierende Offiziere, die aus Kriegen wie denen gegen Napoleon zurückgekehrt sind. Ihnen hat die Majorin von Ekeby, die Herrin von sieben Eisenhütten, eine Heimat auf ihrem Gutshof geboten. Auch Gösta Berling gehört dieser Tafelrunde an, er war als junger Pfarrer abgesetzt worden, weil er sich ob der tristen sozialen Verhältnisse seiner Gemeinde der Trunksucht ergeben hatte.

Die Heldenreise dieser charismatischen Persönlichkeit ist das zentrale Erzählstück des Buchs: Es ist der Weg eines Antihelden zu sich selbst, "des Stärksten und Schwächsten unter den Menschen", der entgegen der besten Absicht und dem eigenen hohen ethischen Anspruch in Umkehrung zum mephistophelischen Prinzip stets das Gute will, aber Unglück anzieht und Verstrickungen schafft. Erst über die Akzeptanz des eigenen Scheiterns vermag er zu seinem wahren Selbst zu finden und dieses zum Wohle aller zu leben.