Roman von Cornelia Travnicek
Junge Hunde
Ein Ausschnitt des Romans von Cornelia Travnicek wurde schon 2012 beim Wettlesen in Klagenfurt mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Nun liegt der Text, der vom Übergang ins Erwachsenenleben und der damit einhergehenden Identitätskrise handelt, in vollständiger Fassung vor.
8. April 2017, 21:58

DVA VERLAG
Antonia Löffler
Service
Cornelia Travnicek, "Junge Hunde", Roman, DVA
Johannas Familie ist physisch wie psychisch in alle Himmelsrichtungen verweht: Der demenzkranke Vater wandelt am Strand seiner Erinnerungen durch die Gezeiten und muss in ein Pflegeheim übersiedelt werden. Die Mutter hat sich bereits vor einigen Jahren aus ihrem Ehefrau- und Mutterdasein verabschiedet. Und auch den Bruder zieht es aus dem Einfamilienhaus irgendwo am niederösterreichischen Donaustrom nach Kanada. Alleine zurück bleibt Johanna. Die gute Tochter und hilfreiche Freundin, die der ganzen Welt beim Umziehen und Kartons Schlichten hilft und dabei auf sich selbst zu vergessen droht.
Wenn unumstößliche Gewissheiten bröckeln und die Wahrheit über die eigene Herkunft Risse bekommt, bleibt man dann trotzdem derselbe Mensch? Wie definiert man Familie, Freunde, Zuhause und in letzter Konsequenz aus all diesen Mosaiksteinchen sich selbst? In Travniceks Coming-of-Age-Roman wird Versöhnung mit Familienkonstellationen abseits der gesellschaftlichen Norm geschlossen. "Die Sprache, dieses Arschloch", wie die Autorin schreibt, hat am Ende ausgedient. Die Bezeichnungen "Vater, Mutter, Bruder" werden demontiert - entpuppen sie sich doch als Worthülsen, welche drohen, die eigentlichen Lebensbande und Naheverhältnisse zu überdecken.