Pressekonferenz der Wiener Festwochen

Im Museumsquartier ist heute das Programm der Wiener Festwochen präsentiert worden. 2016 wird die letzte Spielzeit unter Intendant Markus Hinterhäuser sein. Er wird danach an die Spitze der Salzburger Festspiele wechseln. Noch kümmert er sich um das Programm in Wien. Vom 13. Mai bis zum 19. Juni werden mehrere Dutzend Theater- und Musiktheaterproduktionen, Ausstellungen und Podiumsgespräche bestritten.

Mittagsjournal, 16.12.2015

Vorn am Festwochen-Programmbuch sieht man einen Nachtfalter unter einer Lupe. Hinten am Programmbuch etwas, was wie ein Brandloch aussieht. Ist der Schmetterling unter der Lupe, die zum Brennglas wurde, in Rauch aufgegangen? Oder durch die Öffnung in die Freiheit entwischt? Das poetische Werbesujet für die Wiener Festwochen 2016 deutet Themen an, die sich ganz zentral im Programm wiederfinden.

Dmitri Tcherniakov inszeniert "Fidelio"

Nicht umsonst sei die Opern-Neuinszenierung der kommenden Festwochen Beethovens "Fidelio", sagt der Intendant und Verantwortliche für das Musikprogramm, Markus Hinterhäuser: "‘Fidelio‘ ist der Aufruf zur Freiheit - das ist eine sehr wichtige Oper, heute". Dirigent des "Fidelio" im Theater an der Wien ist Marc Minkowski. Der Name des Regisseurs wird viele neu sein: Dmitri Tcherniakov. "Einer der ganz wesentlichen Opernregisseure zur Zeit. Erstaunlich genug, dass er bis jetzt weder in Wien eine Inszenierung gezeigt hat noch in Salzburg", betont Hinterhäuser.

Wehe den Ungeheuern!

Die Wiener Festwochen setzen eben seit Jahren nicht immer auf die gleichen Stars, sondern schaffen es, neue Namen in Österreich zu etablieren, sei es in der Oper oder im Experimentaltheater. Und wie jedes Jahr wird an den wesentlichen, brennenden Themen entlang programmiert. Auch bei einem thematischen Konzertwochenende. "Ich habe das Wochenende unter einen Titel gestellt, und habe da ein Stück von Luigi Nono genommen, das im ersten Konzert zu hören sein wird: "Wehe den eiskalten Ungeheuern. Wir haben es mit eiskalten Ungeheuern zu tun".

Schauspieldirektorin Marina Dawydowa

Schauspieldirektorin der Festwochen ist nach Frie Leysen und Stefan Schmidkte diesmal die russische Theaterkritikerin und Dramaturgin Marina Dawydowa. Auch sie will die ganze Breite der heute möglichen Formen am Theater darstellen: Von Installationen, in denen gespielt wird, über Performances und Schauspiel mit filmischen Elementen bis zum ganz normalen Sprechtheater. Theater sei heute vielleicht die vitalste Kunst überhaupt. Theater habe einen eisernen Magen, um andere Genres zu verdauen, und bleibe doch Theater.

"Ein Raum absoluter Freiheit"

Der bildende Künstler und Performer Jan Fabre zeigt einen überbordenden 24-Stunden-Marathon, wo man auch Ess- und Ruhemöglichkeiten hat. Christoph Marthaler gastiert mit einer Produktion unter dem schönen Titel "Isoldes Abendbrot". Und im Festwochenzentrum Künstlerhaus, das sich in den letzten Jahren so bewährt hat, stellt unter anderen die Gruppe France Distraction einen Holzpool mit 25.000 schwarzen Bällen auf, wo man in die Gedankenwelt der Philosophie eintauchen kann. Frank Castorf zeigt seine neueste Adaption eines russischen Romans "Tschewengur" von Platonow. In einer Zeit, wo ein Dritter Weltkrieg nicht auszuschließen sei und Freiheit in vielen Formen beschnitten werde, da stehe Theater für einen Raum absoluter Freiheit, so Marina Dawydowa.

Die von Wolfgang Schlag kuratierte Schiene "Into the City" widmet sich in der Alten Post dem Thema Nationalismus.

Service

Wiener Festwochen von 13. Mai bis 19. Juni 2016
Die schriftliche Kartenbestellung ist ab sofort bis spätestens 8. März 2016 möglich.

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