Hape Kerkeling - der Komödiant auf Pilgerschaft
2001 nahm sich Hape Kerkeling eine Auszeit von seiner Bühnen- und Fernsehkarriere und ging den Jakobsweg. Seine Erfahrungen beschrieb er im Bestseller "Ich bin dann mal weg". Jetzt wurde das Buch mit Devid Striesow in der Hauptrolle verfilmt.
8. April 2017, 21:58

2015 WARNER BROS. ENTERTAINMENT
Mittagsjournal, 22.12.2015
Als Comedian, Entertainer und Schauspieler hat Hape Kerkeling die deutsche Fernsehlandschaft der 1980er- und 90er-Jahre maßgeblich mitgeprägt. Nach seinem gesundheitlichen Zusammenbruch suchte er 2001 Abstand vom Showbusiness und begab sich völlig überraschend als Pilger auf den Jakobsweg. Weniger überraschend war, dass sein Reisebericht "Ich bin dann mal weg" mit 5 Millionen verkauften Exemplaren zum Bestseller wurde. Jetzt kommt die gleichnamige Verfilmung in die heimischen Kinos.
Authentische Geschichte
Die Geschichte ist authentisch: Nach einer Gallenblasenoperation, einem Hörsturz und einem eingebildeten Herzinfarkt wollte Hape Kerkeling nur mehr eines: Runter von der Bühne und weg vom Fernsehen. Alles nachvollziehbar für die Managerin des erfolgreichen Comedians. Dessen Plan, den Jakobsweg als Pilger zu gehen, hält sie jedoch für einen ausnahmsweise einmal schlechten Scherz.
Gleich nach Erscheinen von "Ich bin dann mal weg" 2006 gab es Pläne zur Verfilmung des Buches. Die Produzenten wollten aber Hape Kerkeling in der Hauptrolle sehen. Dazu gab es aber ein klares Nein von dem Entertainer: "Ich habe mich nicht selbst gespielt, weil ich hoffe, nicht an einer schlimmen narzisstischen Störung zu leiden. Abgesehen davon war ich damals 15 Jahre jünger als ich heute bin."
Devid Striesow spielt jetzt die Hauptrolle. Striesow kennt man hierzulande als SS-Offizier in Österreichs Oscarerfolg "Die Fälscher", als Ermittler in der TV-Krimiserie "Bella Block" oder als Saarbrücker Tatort-Kommissar. Die Maskenbildnerin hat Striesow zwar in einen Fat-Suite gesteckt, um die Kilos wettzumachen, die ihm auf den Entertainer fehlen. Beeindruckt hat Hape Kerkeling aber noch viel mehr, wie Striesow es schaffte, ihm mimisch und stimmlich nahe zu kommen: "Ich selbst habe geglaubt, das bin doch ich, als ich die erste Off-Stimme im Film gehört habe. Das war für mich ein Gänsehautmoment."
150-köpfige Crew auf Wanderschaft
Die Innenaufnahmen entstanden zwar im Studio, für die Außenaufnahmen begab sich aber die gesamte 150-köpfige Crew auf Wanderschaft. Um die Pilgerfahrt für alle zum authentischen Erlebnis zu machen, drehte Regisseurin Julia von Heinz an den Originalschauplätzen des Jakobswegs im Norden Spaniens, von Pamplona über León bis zum Ziel in Santiago de Compostela. Der religiöse Kontext stand für sie dabei aber nicht im Vordergrund: "Selbst jemanden, der jetzt nicht gläubig oder spirituell ist, interessiert die Frage, die der Jakobsweg stellt, nämlich, wer bist du?"
"Ich bin dann mal weg" ist das erwartbare Feel-Good-Movie geworden: Sympathische, braun gebrannte Sinnsucher mit Sonnenhut holen sich Blasen beim Wandern durch stimmungsvolle Landschaften und geben sich gegenseitig spirituelle Tipps, griffig wie Kalendersprüche. Ein Film wie gemacht zum Runterbremsen nach dem Vorweihnachtsstress und wahrscheinlich nicht zufällig gerade jetzt in den heimischen Kinos.