"The Revenant": Ausgesetzt in der Wildnis
Mit der schwarzen Komödie "Birdman" war Regisseur Alejandro Iñárritu letztes Jahr der große Oscar-Gewinner. Jetzt kommt mit "The Revenant - Der Rückkehrer" der neue Film des Mexikaners in die heimischen Kinos und das opulente Westernepos wird schon jetzt als großer Oscarfavorit gehandelt.
8. April 2017, 21:58
Und bei den am 10. Jänner verliehenen Golden Globes scheint "The Revenant" auch mit gleich vier Nominierungen auf, unter anderem für Hauptdarsteller Leonardo Di Caprio.
Morgenjournal, 5.1.2016
„The Revenant“ spielt 1823, also noch vor der klassischen Westernepoche. Und die Geschichte beruht auf historischen Tatsachen. Nach einer Grizzlyattacke wurde der Trapper und Pelzjäger Hugh Glass von seinen Begleitern alleine in der Wildnis zurückgelassen. Doch der vermeintlich Todgeweihte schleppt sich trotz schwerster Verletzungen mehr als 300 Kilometer durch die Einöde bis Fort Kiowa. Angetrieben von dem Wunsch diejenigen zu finden, die ihn im Stich gelassen haben.
Der Darsteller von Hugh Glass Leonardo Di Caprio: „Er ist Teil der amerikanischen Folklore und eine historische Persönlichkeit. Alejandro ging es aber auch um die Poesie, die in dieser authentischen Geschichte schlummert. In dieser Extremsituation, in der alles gegen einen zu sprechen scheint, stellt sich die Frage, wie viel wir in der Lage sind zu ertragen. Und ob Rache uns schlussendlich wirklich den inneren Frieden zurückbringen kann.“
Regisseur Alejandro Iñárritu zeichnet Hugh Glass von Anfang an als Außenseiter. Dessen indianische Frau wurde einst von U.S.-amerikanischen Soldaten umgebracht und den Sohn muss er als Halbblut unablässig gegen die anderen Weißen verteidigen. Für Leonardo Di Caprio bedeutete die Rolle des halbtoten Einzelgängers eine besondere Herausforderung. Regisseur Alejandro Iñárritu: „Er hat den ganzen Film über nur ganz wenige Sätze zu sagen. Alle seine Gefühle, die Angst, die Kälte, die er zu ertragen hat, seine Trauer und seinen Zorn muss er deshalb allein durch seine Körpersprache oder nur mittels seiner Augen ausdrücken.“
Von jeglicher Westernromantik ist der Film weit entfernt. Mit Wundbrand, blutverkrustet und schmutzstarrend schleppt sich Hugh Glass durch die tief verschneiten Wälder, begleitet von einer neben ihm herschwebenden Kamera. Gedreht wurde in der Wildnis Kanadas und Argentiniens, wo Regisseur Alejandro Iñárritu trotz extremster Wetterbedingungen nur mit natürlichem Licht arbeitete:
„Wir hatten lange Anfahrten zu den Drehorten, die Kostüm- und Maskenbildner brauchten ihre Zeit um die Schauspieler herzurichten und dann wurde es um drei Uhr nachmittags schon wieder dunkel. Wir hatten deshalb nur ein Zeitfenster von eineinhalb Stunden, um sehr komplexe Szenen mit oft hundert Statisten zu drehen. Deshalb arbeiteten wir nach einer penibel einstudierten Choreografie, die wir über Monate hinweg entworfen und einstudiert hatten. Es war, als würden wir für ein Theaterstück proben, das wir dann nur ein oder höchstens zweimal live spielen konnten.“
Mit „The Revenant“ ist Alejandro Iñárritu ein unglaublich kraftvolles und archaisches Westernepos gelungen, in dem der Mexikaner nicht auf komplexe Handlungsfäden, sondern ganz auf emotionale Intensität setzt. Für den herausragenden Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio stehen die Chancen überaus gut, am kommenden Sonntag seinen dritten Golden Globe zu gewinnen und mit dieser Leistung sollte es ihm nach bereits vier vergeblichen Nominierungen endlich auch gelingen, Ende Februar seinen ersten Oskar mit nach Hause zu nehmen.