Moritz Bleibtreu in "Die dunkle Seite des Mondes"

"The Dark Side of the Moon" ist nicht nur der Titel eines bekannten Musikalbums von Pink Floyd, sondern ursprünglich ein Bonmot von Mark Twain, der damit auf die dunklen Seiten in der Persönlichkeit jedes Menschen hinweisen wollte. In Anspielung darauf hat der Schweizer Autor Martin Suter im Jahr 2000 einen Roman unter dem Titel "Die Dunkle Seite des Mondes" veröffentlicht. Nun wurde das Buch verfilmt, mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle eines skrupellosen Wirtschaftsanwalts.

Mittagsjournal, 11.1.2016

Raubtiere unter sich

Wenn es um Firmenübernahmen - zum Beispiel in der Pharmaindustrie - geht, dann ist die Höflichkeit nur vordergründig. Hinter der Fassade falscher Freundlichkeiten würden die Geschäftspartner am liebsten über einander herfallen wie die Raubtiere. Anfallen und zupacken, das ist es auch, was der Wirtschaftsanwalt Urs Blank (Moritz Bleibtreu) am besten kann. Jahrelang hat der Schweizer Autor Martin Suter "Geschichten aus der Welt des Managements", so der Untertitel eines Kolumnenbandes geschrieben, und sich so als profunder Kenner von Wirtschaftsmentalitäten erwiesen: "Das Thema ist nach wie vor aktuell", so Suter, "vielleicht ist die Grenze zwischen anständig und skrupellos in den letzten 15 Jahren nur noch feiner geworden."

Der Wald als Ort der Erleuchtung

Der kritische Blick auf ökonomisch-ethische Fragwürdigkeiten ist der gesellschaftliche Rahmen für einen schmerzhaften Persönlichkeitswandel, wenn Urs die dunkle Seite des Mondes in sich entdeckt. Ein Drogentrip offenbart sein wahres Ich und das ist unberechenbar, aggressiv und gewalttätig. So will er nicht sein, der Urs, aber wie soll er sonst sein? Bei der Suche nach sich selbst reizt der Film allerlei Gegensätze aus. Das Glatte und das Rohe, eine in Beton und Glas gegossene Zivilisation und eine unberührte Natur. Der Wald, in den sich Blank zurückzieht, ist dunkel wie immer, doch entgegen der üblichen Symbolik auch ein Ort der Erleuchtung.

Metaphern aus dem Tierreich

Natürlich fährt Blank einen Jaguar, und wenn einer seiner Geschäftspartner einen ausgestopften Wolf als Trophäe im Wohnzimmer platziert, ist das nur eine der manchmal etwas aufdringlichen Metaphern aus dem Tierreich. Den Spagat zwischen Wirtschaftsthriller und Identitätsfindung vollzieht der Film durchaus solide, doch so sehr Regisseur Stephan Rick auch um die "Dunkle Seite des Mondes", also seiner Figuren ringt, so sehr hat man auch das Gefühl, dass der Auslauf des Bösen hier begrenzt ist, dass Raubtiere letztlich also doch nur in einem Gehege sitzen.