Theater an der Wien: 10 Jahre Opernhaus

Im Jänner 2006 war die Inauguration des Theaters an der Wien als Opernhaus. Seitdem kann das Haus auf eine fünffache Steigerung der Abonnements, und Auslastungszahlen von über 95 Prozent blicken. Das zehnjährige Bestehen wird mit drei Produktionen im Jänner gefeiert. Den Auftakt macht heute Abend Kurt Weills "Die Dreigroschenoper", gefolgt von zwei Festkonzerten: Beethovens "Fidelio" und Mozarts "Idomeneo".

Nina Bernsteiner (Polly), Isabell Pannagi (Ede), Nahoko Fort-Nishigami (Vixen), Elisabeth Kanettis (Betty) und Nele Neugebauer (Dolly)

Nina Bernsteiner (Polly), Isabell Pannagi (Ede), Nahoko Fort-Nishigami (Vixen), Elisabeth Kanettis (Betty) und Nele Neugebauer (Dolly) in "Dreigroschenoper"

MONIKA RITTERSHAUS

Musical zieht aus, Oper wieder ein

Im Dezember 2005 ging eine in der Öffentlichkeit jahrelang heiß diskutierte Ära zu Ende: Das Musical zog aus dem ältesten Theater Wiens aus, um wieder der Oper Platz zu machen. Im Jänner 2006 fand dann das mit Placido Domingo, Thomas Quasthoff und Julian Rachlin prominent besetzte Inaugurationskonzert statt. Eine Erfolgsgeschichte hatte damit ihren Anfang genommen; Wien war um ein - vor allem durch die Stadt Wien gefördertes - Operntheater reicher.

"Zu wenig, zu langweilig, zu gleich"

Im Gegensatz zu den anderen Wiener Operntheatern mit Repertoirebetrieb wird das Theater an der Wien im Stagione-Betrieb geführt: Es widmet sich ausschließlich einer Produktion, bevor es die nächste zeigt. Die Realisierung sorgte für Turbulenzen unter den heimischen Kulturbetreibenden und Printmedien: "Zu wenige Vorstellungen" im Rahmen eines "zu langweiligen Programms", das sich mit Volks- und Staatsoper überschnitt und auch noch die gleichen Sänger bot, lautete der Tenor der Kritiker.

"Idomeneo" unter René Jacobs

Die erste Premiere war, wie die gesamte erste Saison, Mozart gewidmet: "Idomeneo" mit Neil Shicoff. "Idomeneo" steht auch auf dem Programm des Jubiläumsjänners 2016 - in konzertanter Form mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von René Jacobs (22.1.).

"Dreigroschenoper" in Starbesetzung

Alle drei Werke des Jubiläumsjänners haben Musik bzw. gesellschaftspolitisch Geschichte geschrieben. Wie die "Dreigroschenoper", die ab 13. Jänner zu erleben ist. Inszeniert von Keith Warner sind Tobias Moretti, Angelika Kirchschlager, Anne Sofie von Otter und Florian Boesch zu hören.

"Fidelio" mit dem Concentus Musicus

Am 17. Jänner steht Beethovens "Fidelio" in konzertanter Form mit dem Concentus Musicus auf dem Programm. Nikolaus Harnoncourt hätte das Festkonzert musikalisch leiten sollen; er hat vor seinem Rückzug aus dem aktiven Kulturleben die aufzuführenden Fassung von 1806 fertiggestellt. Auf seinen Wunsch übernimmt nun der Wiener Cembalist und Dirigent Stefan Gottfried die musikalische Leitung Solisten sind Michael Schade und Juliane Banse.

An allen drei Produktionen wirken Künstlerinnen und Künstler mit, die das Haus in den vergangenen zehn Jahren nachhaltig geprägt haben. Zum Beispiel der Komponist und Dirigent Johannes Kalitzke: Seine Oper "Die Besessenen" wurde 2010 im Theater an der Wien uraufgeführt, in zehn Tagen dirigiert er die "Dreigroschenoper".

Jose Carreras in Kolonovits-Oper "El Juez"

Erweitert wird der Jubiläumsspielplan um eine Produktion, die erst am 2. und 5. Juli als Sonderprojekt zu sehen ist: Christian Kolonovits‘ Oper "El Juez" mit José Carreras in der Titelpartie. Kolonovits behandelt darin ein dunkles Kapitel der spanischen Geschichte: Zur Zeit der Franco-Diktatur wurden nicht regimetreuen Eltern ihre Kinder weggenommen, um sie in Klöstern und anderen Einrichtungen umzuerziehen. Die Kirche, die federführend an der Entführung der Kinder beteiligt war, weigert sich bis heute, Aufzeichnungen und Informationen über die wahre Identität der "verlorenen Kinder" preiszugeben - ein Konflikt, der die spanische Gesellschaft immer noch spaltet.

Die Rolle des Richters ("el juez") wurde Jose Carreras auf den Leib geschrieben, der sich freut endlich wieder mit einer Opernproduktion nach Wien zu kommen; noch dazu in ein Haus, das er über alles liebt.

Übrigens hat man im Laufe der Jahre gelernt, und so wird es zum Zehn-Jahres-Jubiläum weniger Verdoppelungen zu den Spielplänen der anderen beiden Wiener Opernhäusern geben. Abgesehen etwa von "Hänsel und Gretel" an der Kammeroper oder dem "Fliegenden Holländer".

Service

Zehn Jahre Wiedereröffnung Theater an der Wien als Opernbühne wird auch vom ORF Fernsehen gewürdigt:

"Die Dreigroschenoper" am 23. Jänner um 22.00 Uhr in ORF 2 und am 31. Jänner um 20.15 Uhr in ORF III
"Fidelio" am 24. Jänner um 20.15 Uhr in ORF III
"Idomeneo" am 7. Februar um 20.15 Uhr in ORF III