Neues Wiener Spitalskonzept

Heute Vormittag stellen Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely die nächsten Schritte der Umsetzung des sogenannten "Wiener Spitalskonzepts 2030" vor. Parallel gibt es viel Kritik daran.

Morgenjournal, 19.1.2016

Die Spitalssituation in Wien ist ein heißes Eisen, hat doch erst vor wenigen Tagen der Chef der Wiener Ärztekammer vor massiven Engpässen gewarnt. Ärztliche Nachtdienste würden gestrichen, so Thomas Szekeres. Spitalspatienten, die in der Nacht etwas brauchen, müssen länger auf den Doktor warten. Und, so die Kammer weiter, die Wartezeiten auf orthopädische Operationen würden sich schon jetzt massiv verlängern. Heute Vormittag stellen Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely die nächsten Schritte der Umsetzung des sogenannten "Wiener Spitalskonzepts 2030" vor. Die Botschaft der beiden SPÖ-Politiker ist abzusehen: Alles wird besser.

Spitäler spezialisieren sich

Aus ihren zwölf Spitals-Standorten wollte und will die Wiener Stadtregierung sieben machen - soll heißen: Kleine, alte, und daher superteure Krankenhäuser zusperren, und, so wurde versprochen, die verbleibenden werden - über die Stadt verteilt - zu sogenannten zentralen Spitalsorganisationen. Schon vor einigen Jahren hieß es allerdings, diese Spitalsorganisationen würden die Versorgung der Patientinnen und Patienten einander ERGÄNZEND übernehmen. Im Umkehrschluss, das Kleingedruckte sozusagen: In manchen dieser Spitalsorganisationen wird nicht mehr das volle Programm angeboten - von A wie Augenheilkunde bis U wie Urologie, wie es das Grundsatzgesetz des Bundes für sogenannte Schwerpunktkrankenhäuser vorsieht.

Rechtlich ist diese, nennen wir sie höflich: "Verschlankung der lokalen Angebotspalette" in Ordnung, denn genau das gleiche Bundes-Gesetz gestattet es dem jeweiligen Bundesland, da Ausnahmen zu machen. Um - landläufig formuliert - Universalspitäler handelt es sich dann jedenfalls nicht mehr. Dem Vernehmen nach soll es zum Beispiel im, erst im Bau befindlichen, Spital Wien Nord - Baukosten eine Milliarde Euro- mancherlei nicht geben, zum Beispiel eine Augenabteilung. Sodass Menschen aus den stark wachsenden Stadtteilen nördlich der Donau mit Augenverletzungen dann etwa durch die halbe Stadt, in den dritten Bezirk fahren müssten, in das Krankenhaus Rudolfstiftung.

Der Kurs der geografischen Ausdünnung - oder seien wir wieder höflich - fachlichen Konzentration und gegenseitigen Ergänzung - bei den Krankenhäusern in der Millionenstadt Wien ist jedenfalls unverkennbar: Schon JETZT gesperrt - und zwar seit wenigen Wochen - ist zum Beispiel die Schlaganfall-Station des Otto-Wagner-Spitals. Die Patienten müssen im manchmal dichten, manchmal weniger dichten Straßenverkehr ins drei Straßenkilometer entfernte Wilhelminenspital gebracht werden - und das bei einem gesundheitlichen Problem, bei dem jede Minute früheren Behandlungsbeginns kostbar ist.