Chinas Wachstum bricht ein

Acht Prozent Wachstum, das ist die magische Marke, die Chinas Politik über Jahre genannt hat - notwendig, um genügend neue Jobs zu schaffen und so auch soziale Unruhen zu verhindern. Jetzt aber liegt das Wachstum unter sieben Prozent. Die heute präsentierten Daten sind die niedrigsten seit 25 Jahren.

Morgenjournal, 19.1.2016

Aus Peking,

Überraschung sind die Zahlen keine, die Peking heute für das vergangene Jahr veröffentlicht. Die 6,9 Prozent Wachstum für 2015 liegen am unteren Ende der Zielvorgabe von rund 7 Prozent. Der Direktor des Statistikamtes verweist auf die schlechte Verfassung der Weltwirtschaft und die internationale Finanzkrise: Unter den Bedingungen eines zurückgehenden Welthandels sind die 6,9 Prozent keineswegs ein langsames Tempo, so der Chef des nationalen Statistikamtes in Peking. Tatsächlich ist ein verlangsamtes Wachstum kein Abschwung. Aber die 6,9 Prozent sind der niedrigste Wert seit dem Anfang der Reformen vor einem viertel Jahrhundert.

Die Regierung spricht zuversichtlich von einer neuen Normalität. Dass der rasante Aufwärtskurs der letzten Jahrzehnte sich nicht unbegrenzt fortsetzen lässt, sei eine natürliche Entwicklung. Man will umstellen auf verstärkte Konsumgüterproduktion für den heimischen Markt.

Aber in vielen Branchen herrscht inzwischen Überproduktion. Zahlreiche Stahlwerke stehen de facto still. Unproduktive Betriebe zuzusperren, dazu können sich die Behörden allerdings nicht durchringen. Die Banken machen sich Sorgen um ihre Kredite und verborgen weniger leicht Geld, was das Wachstum zusätzlich belastet.

Um Chinas Exporte zu erleichtern hat die Regierung die Währung abgewertet. Was wiederum zu einem massiven Kapitalabfluss geführt hat, der selbst für die gigantischen Devisenreserven des Landes spürbar war. Aber ein Umbau, wenn die Wirtschaft nicht mehr so brummt wie früher, ist ein schwieriges Manöver. Die Unsicherheiten rund um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde nehmen zu.