Mehr obdachlose Flüchtlinge in Notschlafstellen
Diese Woche hat die Bundesregierung den Richtwert bekannt gegeben, wie viele Asylwerber heuer in Österreich aufgenommen werden. Ein Argument für diese sogenannte Obergrenze war, es würde sonst Obdachlosigkeit von tausenden Flüchtlingen drohen - aus Mangel an Wohnungen und Quartieren. Tatsächlich bemerken Obdachloseneinrichtungen einen allerdings erst leichten Anstieg an obdachlosen Flüchtlingen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 23.1.2016
"Einige landen in der Obdachlosigkeit"
In die Notschlafstellen und Obdachloseneinrichtungen kommen vor allem anerkannte Flüchtlinge und sogenannte subsidiär Schutzberechtigte, die in Österreich bleiben dürfen.
Denn für Asylwerber gibt es ja die sogenannte Grundversorgung - also staatlich finanzierte Quartiere. Wenn Asylwerber aber einen positiven Bescheid bekommen, dann sollten sie innerhalb von vier Monaten eine Wohnung finden. Franz Stelzl, Leiter der Obdachloseneinrichtung Städtische Herberge in Innsbruck:
"Die Flüchtlinge müssen aus den Einrichtungen ausziehen. Vielfach finden sie eine Wohnung aber einige landen in der Obdachlosigkeit. Zur Zeit haben wir 90 Plätze und davon sind 20, die entweder schon einen Pass haben für Konventionsflüchtlinge oder eine Karte als subsidiär Schutzberechtigte."
Anstieg seit dem Vorjahr
Und auch Michael Diettrich, Geschäftsführer der Dowas Notschlafstelle in Bregenz spricht von einem Anstieg im Vorjahr:
"Zehn Prozent unserer nächtigenden Klienten kommen aus dem Bereich Konventionsflüchtlinge, Asylbewerber und subsidiär Schutzberechtigte.
In der Beratungsstelle kriegen wir das Phänomen sehr viel deutlicher mit. Im letzten Jahr hatten wir 25 Prozent Konventionsflüchtlinge gegenüber 14 Prozent im Jahr davor und da stellen wir ganz deutlich fest, dass wir keine Wohnungen für die Leute finden."
Angst vor Ansturm im Frühjahr
Ernst Achleitner, Geschäftsführer der B37 Wohnungslosen-Betreuung in Linz, sagt:
"Wir haben derzeit etwa 15 Personen in der Einrichtung und fürchten uns vor dem großen Ansturm im Frühjahr und im Sommer. Das kann durchaus Richtung tausend Betroffene gehen in Oberösterreich. Es gibt zwar noch einzelne Private, die Quartiere zur Verfügung stellen, aber das wird bald ein Ende finden."
"Fünf bis sechs Personen in Kleinwohnung"
Dass nicht schon jetzt mehr Flüchtlinge in Notschlafstellen übernachten, führt Helmut Kunwald vom Verein Dowas Innsbruck darauf zurück "dass die in ihrer Not bei Bekannten, Freunden und zum Teil auch an öffentlichen Plätzen und in Tiefgaragen nächtigen müssen, bis sie wieder wen finden, der sie aufnimmt."
"Oder man hat halt eine Kleingarconniere, wo fünf bis sechs Personen wohnen unter Überbelagsverhältnissen und zu weit überhöhten Preisen", sagt Robert Buggler von der Salzburger Armutskonferenz.
Mindestsicherung reicht oft nicht
In Salzburg und auch in Graz kommen in die Notschlafstellen kaum Flüchtlinge. Aber Armenpfarrer Wolfgang Pucher sagt:
"Die tun sich irrsinnig schwer, die Miete aufzubringen. Und darum kommen sie immer wieder zu uns, um um Essen zu bitten oder um Geld, um die Mietkosten aufbringen zu können."
An sich haben anerkannte Flüchtlinge Anspruch auf Mindestsicherung. Warum diese oft nicht reicht, führen die Obdachloseneinrichtungen auf steigende Wohnungspreise, auf Sprachschwierigkeiten bei der Wohnungssuche, auf teils fehlende Beratung und auf Skepsis der Vermieter zurück.
Aber in der Notschlafstelle gebe es mit den Flüchtlingen so gut wie keine Probleme, sagt Franz Stessl aus Innsbruck. Anders als viele Obdachlose, sagt er, trinken die meisten Flüchtlinge keinen Alkohol.