Jean Reno im Gespräch
In "Wie Brüder im Wind" spielt der französische Schauspieler Jean Reno an der Seite von Tobias Moretti einen Förster, der sich eines zwölfjährigen Jungen annimmt. Im Interview erzählt der 67-Jährige, was ihn dazu bewogen hat, in der österreichischen Produktion mitzuwirken.
8. April 2017, 21:58
Reno, der zu den bekanntesten Schauspielern Frankreichs zählt, wurde durch Filme wie "Im Rausch der Tiefe", "Leon der Profi" und "Die purpurnen Flüsse" bekannt.
Kulturjournal, 25.1.2016
Ein Adlerküken wird aus seinem Nest gedrängt und in letzter Sekunde von einem zwölfjährigen Buben vor einem Fuchs gerettet. Von da an sind Tier und Mensch unzertrennlich, doch bis der Adler im österreichischen Film "Wie Brüder im Wind" selbst überleben kann, muss er nicht nur wachsen, sondern auch seine Jagdinstinkte schärfen.
Während die allzu märchenhafte und bisweilen überaus schlichte Story wenig zu überzeugen vermag, versucht der Film "Wie Brüder im Wind" vor allem mit beeindruckenden Naturaufnahmen und einer prominenten Besetzung zu punkten, mit Tobias Moretti und eben mit Jean Reno als Förster und Erzählstimme. Der 67-jährige Reno, einer der bekanntesten Schauspieler Frankreichs, wurde durch Filme wie "Im Rausch der Tiefe", "Léon der Profi" und "Die purpurnen Flüsse" bekannt.
Jean Reno, warum haben Sie die Rolle des Försters in "Wie Brüder im Wind" angenommen?
Ich mochte von Anfang an die Idee des Adlers, also das Aufwachsen eines Adlers und parallel dazu das Aufwachsen eines Kindes. Damit wurden fundamentale Themen des Lebens aufgegriffen, etwa auch das Verhältnis, das der Mensch heute zur Natur hat. Dieses Verhältnis kann man natürlich nicht abhandeln, ohne sich auch zu überlegen, wie man die Natur letztlich vor dem Zugriff von Menschen und deren oft fragwürdigen Interessen retten kann. Einen Adler zu beschützen bedeutet letztlich eben auch die Natur zu beschützen.
Die Produktionsfirma Terra Mater ist seit Langem spezialisiert auf Naturfilme, hat aber kaum Erfahrung mit Spielfilmen. Hatten Sie da keine Bedenken?
Wenn ich die Idee zu einem Film mag, dann mache ich ihn einfach. Natürlich kann man nie wissen, wie das Ergebnis am Ende aussieht. Es bleibt also stets ein gewisses Risiko. Als man mich kontaktiert hat, gab es noch gar kein fertiges Drehbuch, aber es gab schon einige der sehr beeindruckende Naturaufnahmen. Das hat mich interessiert und letztlich hat auch das Drehbuch meinen Erwartungen entsprochen. Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, Terra Mater kann das nicht, hätte ich mich einfach gegen das Projekt entschieden. Es ist aber immer so: wenn ich mich für einen Film entscheide, dann denke ich nie an das Endergebnis.
"Wie Brüder im Wind" ist als Familienfilm ziemlich breit angelegt für Groß und Klein. Was ist dabei die Herausforderung, die Kinder nicht zu überfordern und zugleich die Erwachsenen nicht zu unterfordern?
Lassen Sie mich das so sagen: Wenn Sie eine gute Suppe machen wollen, dann brauchen Sie gute Zutaten. Beim Film sind das die Geschichte, das Drehbuch, die Besetzung, der Regisseur aber auch die Botschaft. Die Mischung hat hier gestimmt, um keinen verblödenden Film zu machen. Man kann hier sowohl Kinder als auch Erwachsene zufriedenstellen. Für mich als Schauspieler haben diese Zielgruppenüberlegungen in der konkreten Arbeit am Set aber keinen Einfluss.
In "Brüder im Wind" kümmern Sie sich als Förster um einen Buben, der sich von seinem Vater entfremdet hat. Die Geschichte erinnert mich ein wenig an einen ihrer bekanntesten Filme "Leon der Profi", in dem sich der Killer Leon um ein minderjähriges Mädchen kümmert. Sehen Sie parallelen zwischen den beiden Filmen?
Ich weiß natürlich, dass "Leon der Profi" einer meiner bekanntesten Filme ist, aber eigentlich schaue ich nie zurück. Wenn Sie als Tennisspieler immer nur auf die Siege der Vergangenheit zurückschauen und sich darauf ausruhen, werden Sie möglicherweise in Zukunft nicht mehr gewinnen. Man muss die Vergangenheit anerkennen, aber zugleich auch vergessen. Es ist besser die Gegenwart zu genießen. Aber es stimmt schon: "Leon der Profi" ist bis heute einer der beliebtesten Filme in den USA, wo ich ja auch lebe. Es vergeht kaum eine Woche, wo er dort nicht im Fernsehen gespielt wird. Das ist ok, aber man muss das auch vergessen.
Sie haben jetzt die USA erwähnt, wo sie auch viel drehen, auch in Hollywood? Wo arbeiten Sie lieber, in Europa oder in den USA?
Das klingt jetzt ein wenig anmaßend, aber ich suche mir immer das Beste aus allen Welten und Ländern aus, in denen ich arbeite. Als ich mit der Schauspielerei begonnen habe, war es leichter in den USA, Geld für Filme aufzutreiben. Wenn das Team für einen Film aber erst einmal beisammen ist, dann sind für mich als Schauspieler im Arbeitsprozess kaum mehr Unterschiede zwischen Europa und den USA spürbar. Für mich ist es dann egal, ob ich in Österreich oder Texas arbeite. So ist mein Leben einfach. Ich lebe quasi aus dem Koffer.
Sie sind ja auch mit Nicolas Sarkozy befreundet? Finden Sie es gut, dass er wieder Präsident werden will?
Ich bin ja kein Politiker, daher kann ich auch nicht wie einer sprechen. Nicolas und ich kennen uns schon lang er hat seine Karriere, ich die meinige. Ich weiß auch gar nicht genau, was er wirklich tun wird.
Fragt er sie manchmal um Ihre Meinung?
Nein überhaupt nicht. Er weiß ja auch, dass ich nicht gerne über Politik rede. Ich habe ja gar nicht die Informationen, die man braucht, um seriös diskutieren zu können. Man muss auch unterscheiden zwischen Staatspolitik und jenen politischen Prozessen, die den eigenen Alltag prägen. Ich kenne mich in der großen Politik nicht aus, aber ich spreche immer wieder mit dem Bürgermeister meiner kleinen Heimatgemeinde im Süden Frankreichs. Da geht es aber um das Alltagsleben und nicht um politische Ideologien, das ist für mich was ganz anderes ...