Neu im Kino: "Wie Brüder im Wind"

Dokumentationen, die spektakuläre Blicke auf und in die Natur ermöglichen, sind im Fernsehen seit Jahren überaus beliebt. Nun versucht der Spielfilm "Wie Brüder im Wind", diese Beliebtheit auch im Kino auszunutzen. Das Drama eines Adlerkükens in den Alpen findet hier eine Parallele zum Schicksal eines Menschenkindes.

Gedreht wurde in Tirol, Kärnten und Südtirol mit prominenten Schauspielern wie dem Franzosen Jean Reno und Tobias Moretti. Ab Freitag läuft "Wie Brüder im Wind" in den heimischen Kinos.

Morgenjournal, 25.1.2016

Es war einmal ... mit diesen Worten beginnt der Film "Wie Brüder im Wind" und definiert sich so von vorn herein als Märchen. Vom Prinzen im Adlernest, wo nur einer König werden kann ist da die Rede. Zwei Brüder sind einer zu viel, und so stößt der stärkere Vogel den Schwächeren aus dem Nest. Doch es naht die Rettung, der halbwüchsige Lukas, der mit seinem Vater allein und im Unfrieden in den Bergen lebt, zieht den Adler auf, unterstützt von einem von Jean Reno gespielten Förster.

Jean Reno als Ersatzvater

Ein liebenswürdiger Förster, ein Bub, der sich in eine Fantasiewelt flüchtet und dabei bei einem Adler jene Zuneigung findet, die ihm beim Vater verwehrt bleibt. Sein Konfliktpotenzial markiert der Film mit überdeutlichen Symbolen: Kain und Abel heißen die beiden Adlerkonkurrenten, der verstoßene Adler und der verstoßene Bub, Fliegen als mehrfach strapazierte Freiheitsmetapher. Und Jean Reno gibt nicht nur den Ersatzvater, sondern eben auch den Märchenonkel aus dem Off. Märchen hin oder her, Jean Reno sieht in diesem Film durchaus intelligente Unterhaltung, wie er im Interview sagt.

Spektakuläre Naturaufnahmen

Produziert hat "Wie Brüder im Wind" die im Konzern von Red Bull angesiedelte Firma Terra Mater von Walter Köhler, ehemals beim ORF für die Serie "Universum" verantwortlich. Ein Garant für spektakuläre Naturaufnahmen. In dieser Hinsicht erfüllt der Film denn auch die Erwartungen, etwa bei einem grandios erfassten Zweikampf einer Gämse mit einem Adler. Aus dem Drang hin zur großen Kinoleinwand hat sich Produzent Köhler dann aber für die Spielfilmvariante entschieden. Man habe versucht, einen Kompromiss zu wagen, sagt Köhler: "Einen Film, der die Kinder fesselt, und einen dramatischen Plot, der die Eltern hält."

Doch derartige Kompromisse sind Stolpersteine: zwischen Fiktion und Dokumentation, zwischen kindlichem, jugendlichem und erwachsenem Zielpublikum. Wer in exklusive Schauwerte investiert, will sie verständlicherweise zeigen; und wer eine gute Geschichte, noch dazu mit prominenten Schauspielern erzählen will, müsste ihr Raum geben. Beides geht sich hier unter den Vorgaben eines Eineinhalbstunden-Formats eben nur schwer aus.