Obama besucht Moschee in Baltimore

Der Präsident der USA hat gestern eine Moschee in Baltimore besucht: Offen tritt Barack Obama gegen die zunehmenden Feindseligkeit, die Muslime in den USA trifft. Lange hat Obama gezögert, eine Moschee offiziell als Präsident zu besuchen - aber jetzt in der letzten Phase seiner Präsidentschaft setzt er mit diesem Solidaritätsakt ein politisches Signal.

Morgenjournal, 4.2.2016

Aus den USA,

Moslem-raus Demonstrationen, bewaffnete Vermummte vor Moscheen, vereinzelte Brandanschläge gegen muslimische Einrichtungen. Nach den Terroranschlägen in Paris und in San Bernardino im Vorjahr fühlen sich Muslime in den USA laut Umfragen so bedroht wie seit dem 11. September 2001 nicht mehr. Damals hat George Bush eine Moschee besucht, um seinen Anti-Terrorkrieg nicht als Kreuzzug gegen den Islam dastehen zu lassen. Sein Nachfolger Barack Obama hat es ihm gestern nachgemacht: Es gibt keinen Kampf der Kulturen zwischen dem Westen und dem Islam. Es ist der Streit zwischen der großen Mehrheit der friedliebenden Muslime und einer winzigen radikalen Minderheit.

Vertreter von muslimischen Gemeinschaften aus den ganzen USA sind gestern in die Moschee in einem Vorort von Baltimore gekommen. Imame, Sportler, Soldaten. Bei jedem Terroranschlag fühlten sie sich pauschal verdächtigt, haben sie Obama gesagt, als US-Bürger in Frage gestellt. Der Präsident betont, dass die muslimische Gemeinschaft zu den USA gehöre.

Obama hat sich allerdings Zeit gelassen. Seit Jahren wird er von Muslimen in Amerika zu einem Moscheebesuch aufgefordert. Als der republikanische Wahlkämpfer Donald Trump Ende des Vorjahres Einreiseverbot für Muslime gefordert hat und mehr als die Hälfte der Gouverneure der Bundesstaaten keine muslimischen Flüchtlinge aus Syrien mehr aufnehmen wollten, hat Obama die Muslime verteidigt. Für seinen ersten Moscheebesuch als Präsident hat er aber erst jetzt Platz im Terminkalender gefunden, wo sich der dichteste Rauch vorerst wieder gelegt hat: Unser aller Aufgabe ist es, Brücken zu bauen statt zu spalten. Wenn wir Religionsfreiheit ernst nehmen - und da spreche ich hauptsächlich die Christen an, die die Mehrheit in diesem Land stellen, dann müssen wir anerkennen, dass ein Angriff auf eine Glaubensrichtung ein Angriff auf alle Glaubensrichtungen ist.

Obama nimmt allerdings auch die Muslime selbst in die Verantwortung, gegen radikale Tendenzen aufzustehen: Muslime sind verantwortliche dafür, Radikale in ihren Gemeinden zurückzuweisen. Glaubt nicht den Stimmen, die euch auffordern zu entscheiden zwischen Islam und dem Land. Ihr seid nicht Muslime oder Amerikaner. Ihr seid Muslime und Amerikaner, sagt Barack Obama bei seinem Besuch bei Muslimen, die in den USA gerade ein bis zwei Prozent der Bevölkerung ausmachen.