Ö1 gehört gehört

Erwin Wagenhofer

Ich habe nur einen österreichischen Sender. Und das ist Ö1. Sonst höre ich noch BBC. Dass es im Radio keine Bilder gibt, fördert die Konzentration. Und ich kann daneben etwas machen. Heute Abend ist zum Beispiel "Im Gespräch". Da werde ich hier das Bügelbrett aufstellen und bügeln. Da kann es dann aber sein, dass ich das Bügeleisen immer wieder weglege und mich hinsetze, weil ich so sehr in die Sendung hineinfalle.

Erwin Wagenhofer

Erwin Wagenhofer, österreichischer Filmmacher

LUKAS BECK

Dadurch, dass es keine Werbung gibt, müssen die Sendungen nicht mit der Werbung konkurrieren, und so kommt man zur Sache und zur Konzentration.

Viele Jahre lang hat Ö1 meinen Tag strukturiert. Oft habe ich mir Kassetten und später CDs bestellt -und jetzt hat die Nachhörfunktion mein Radioverhalten verändert, weil ich die Sendungen nicht mehr live hören muss. Ich höre jetzt selektiver, wähle gezielt aus dem Tagesprogramm.

Kürzlich war ein Nachruf auf den Schweizer Filmmacher Peter Liechti, den ich persönlich gekannt habe. Die Sendung habe ich mir drei Mal angehört, weil da so viel drin war -das konnte ich auf einmal gar nicht fassen. Ich mache mir auch Notizen oder bestelle Bücher, über die berichtet wird. Ö1 ist für mich also eigentlich ein Werkzeug von unschätzbarem Wert, das mir fast gratis zur Verfügung gestellt wird.

Ö1 ist pure Energie.

Die bevorstehende Übersiedelung macht mir allerdings Sorgen. Auf dem Küniglberg herrscht ein anderes Arbeitsklima, es wird Rationalisierungen geben und mehr Stress. Ich hoffe, das wird dann nicht auf Kosten der gewohnten und mir lieb gewordenen Qualität von Ö1 gehen. Wir Zuhörer spüren das Engagement, mit dem die Sendungen gestaltet werden. Wenn es so gut gemacht ist wie in Ö1, dann ist das pure Energie, was da aus den Lautsprechern herauskommt.

Das meine ich mit Mehrwert. Ö1 wirkt assoziativ, löst etwas aus und gibt Impulse, die nicht erlöschen, wenn die Sendung zu Ende ist. Es ist wie eine Energieform, die positiv zum Leben beiträgt und die für die Menschen da ist, und nicht gegen sie.

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Lukas Beck

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